Investoreninformationen 2023

28.02.2023 - Erste Group: Vorläufiges Ergebnis 2022


Erste Group erwirtschaftet 2022 einen Nettogewinn von EUR 2.164,7 Mio; schlägt Dividende von EUR 1,9 pro Aktie vor

HIGHLIGHTS

GuV-Zahlen: 2022 verglichen mit 2021, Bilanzzahlen: 31. Dezember 2022 verglichen mit 31. Dezember 2021

Der Zinsüberschuss stieg aufgrund von Zinserhöhungen sowie starken Kreditwachstums in allen sieben Kernmärkten auf EUR 5.950,6 Mio (+19,6%; EUR 4.975,7 Mio). Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf EUR 2.452,4 Mio (+6,5%; EUR 2.303,7 Mio). Anstiege gab es in fast allen Provisionskategorien und in allen Kernmärkten, signifikante Zuwächse wurden insbesondere bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen sowie in der Vermögensverwaltung erzielt. Das Handelsergebnis reduzierte sich auf EUR -778,6 Mio (EUR 58,6 Mio), die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert stieg auf EUR 731,3 Mio (EUR 173,2 Mio). Die Entwicklung beider Positionen war hauptsächlich auf zinsbedingte Bewertungseffekte zurückzuführen. Die Betriebserträge stiegen auf EUR 8.570,6 Mio (+10,7%; EUR 7.742,0 Mio). Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich auf EUR 4.574,9 Mio (+6,2%; EUR 4.306,5 Mio). Die Personalaufwendungen stiegen auf EUR 2.668,0 Mio (+3,5%; EUR 2.578,1 Mio), die Sachaufwendungen auf EUR 1.356,2 Mio (+14,9%; EUR 1.180,3 Mio). Die in den Sachaufwendungen verbuchten Beiträge in Einlagensicherungssysteme erhöhten sich auf EUR 142,9 Mio (EUR 122,4 Mio). Die Abschreibungen stiegen auf EUR 550,7 Mio (+0,5%; EUR 548,0 Mio). Insgesamt verbesserte sich das Betriebsergebnis deutlich auf EUR 3.995,8 Mio (+16,3%; EUR 3.435,5 Mio), ebenso die Kosten-Ertrags-Relation auf 53,4% (55,6%).

Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich aufgrund von Nettodotierungen auf EUR -299,5 Mio bzw. auf 15 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (EUR  -158,8 Mio bzw. 9 Basispunkte). Zuführungen zu Wertberichtigungen für Kreditrisiken betrafen mit Ausnahme von Kroatien alle Kernmärkte und waren maßgeblich durch die Aktualisierung der zukunftsgerichteten makroökonomischen Annahmen (FLIs) sowie die Berücksichtigung von Kreditrisiken auf kollektiver Basis für zyklische Industrien und energieintensive Sektoren bedingt. Insgesamt bestanden per Ende Dezember krisenbezogene Kreditrisikovorsorgen von EUR 928 Mio.

Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite verbesserte sich mit 2,0% (2,4%) auf den historischen Bestwert. Die NPL-Deckungsquote (ohne Sicherheiten) stieg auf 94,6% (90,9%).

Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf EUR -398,5 Mio (EUR -310,5 Mio). Diese Verschlechterung war auf höhere Bankenabgaben und Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds zurückzuführen. Die Bankenabgaben – derzeit in zwei Kernmärkten zu entrichten – stiegen auf EUR 187,1 Mio (EUR 73,5 Mio). Davon entfielen auf Ungarn EUR 124,1 Mio: Die Gesamtbelastung setzt sich zusammen aus der regulären Bankensteuer von EUR 15,1 Mio (EUR 15,0 Mio), der Transaktionssteuer von EUR 59,1 Mio (EUR 47,9 Mio) und einer erstmalig zu entrichtenden, von den Nettoerlösen des Vorjahres abhängigen Sondersteuer in Höhe von EUR 49,9 Mio. Die Bankensteuer in Österreich lag bei EUR 63,0 Mio (EUR 10,5 Mio). Dieser Anstieg ist zur Hälfte auf einen Einmaleffekt Im Jahr 2022 zurückzuführen. Die Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds stiegen – am stärksten in Österreich und in Tschechien – auf EUR 139,1 Mio (EUR 108,6 Mio).

Die Steuern vom Einkommen stiegen auf EUR 556,1 Mio (EUR 525,2 Mio). Das den nicht beherrschenden Anteilen zuzurechnende Periodenergebnis verbesserte sich infolge deutlich höherer Ergebnisbeiträge der Sparkassen erneut auf einen Rekordwert von EUR 501,6 Mio (EUR 484,8 Mio). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis stieg dank des starken Betriebsergebnisses und der niedrigen Risikokosten auf EUR 2.164,7 Mio (EUR 1.923,4 Mio).

Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf EUR 23,1 Mrd (EUR 21,3 Mrd). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das Harte Kernkapital (CET1, final) auf EUR 20,4 Mrd (EUR 18,8 Mrd), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) auf EUR 26,2 Mrd (EUR 24,8 Mrd). Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert (CRR final), stieg auf EUR 143,9 Mrd (EUR 129,6 Mrd). Die Harte Kernkapitalquote (CET1, final) lag bei 14,2% (14,5%), die Gesamtkapitalquote ging auf 18,2% (19,1%) zurück.

Die Bilanzsumme stieg auf EUR 323,9 Mrd (+5,4%; EUR 307,4 Mrd). Auf der Aktivseite verringerten sich Kassenbestand und Guthaben insbesondere in Österreich durch die Rückführung von TLTRO III-Mitteln auf EUR 35,7 Mrd (EUR 45,5 Mrd). Kredite an Banken verringerten sich auf EUR 18,4 Mrd (EUR 21,0 Mrd). Die Kundenkredite stiegen auf netto EUR 202,1 Mrd (+12,1%; EUR 180,3 Mrd). Passivseitig gab es einen Rückgang bei den Einlagen von Kreditinstituten auf EUR 28,8 Mrd (EUR 31,9 Mrd). Die Kundeneinlagen stiegen in allen Kernmärkten – insbesondere in Österreich und in Tschechien – auf EUR 224,0 Mrd (+6,4%; EUR 210,5 Mrd). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis stieg auf 90,2% (85,6%).

AUSBLICK 2023

Für 2023 hat sich die Erste Group das Ziel gesetzt, eine Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von 13 bis 15% zu erwirtschaften. Zur Erreichung dieses Ziels werden vor allem vier Faktoren beitragen: Erstens, positives Wirtschaftswachstum in allen Kernmärkten (Österreich, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Ungarn, Kroatien und Serbien) trotz beträchtlicher geopolitscher und politischer Risiken, die, sollten sie schlagend werden, wohl negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung haben würden; zweitens, ein Zinsumfeld mit weitgehend stabilen Zentralbankleitzinsen in Ländern wie Tschechien, Rumänien und Ungarn sowie entsprechend den Markterwartungen (per Mitte Februar 2023) steigenden Zinsen im Euroraum; drittens, ein Risikoumfeld, das wie schon im Jahr 2022 weiterhin von geringen Kreditausfällen geprägt ist, und schließlich die Fähigkeit der Erste Group, ihr digitales Angebot laufend durch Innovationen zu modernisieren und erfolgreich auszubauen. Werden diese Bedingungen erfüllt, sollten sich das Betriebsergebnis und die Kosten-Ertrags-Relation verbessern. Damit wäre die Erste Group auf einem guten Weg, die angestrebte Kosten-Ertrags-Relation von rund 52% bis 2024 zu erreichen.

Ökonomen gehen derzeit (per Mitte Februar 2023) davon aus, dass die Kernmärkte der Erste Group 2023 in der Lage sein werden, eine Rezession zu vermeiden und sogar ein reales BIP-Wachstum in einer Größenordnung von null bis 3% zu verzeichnen. Der Inflationsdruck sollte nach der 2022 aufgrund außerordentlich hoher Energiepreise zweistelligen Teuerung 2023 nachlassen. Anhaltend niedrige Arbeitslosen­raten sollten die Wirtschaftsleistung in allen Märkten der Erste Group stützen. Die Leistungsbilanzsalden, die 2022 wegen außerordentlich hoher Energiepreise stark unter Druck gerieten, sollten sich 2023 dank eines Rückganges der Energiepreise wieder erholen. Auch die Fiskallage sollte sich nach den im Jahr 2022 verzeichneten deutlichen Haushaltsdefiziten wieder verbessern. Die Staatsverschuldung sollte in allen Kernmärkten der Erste Group weitgehend stabil und damit wesentlich unter dem Durchschnitt der Eurozone bleiben.

Vor diesem Hintergrund erwartet die Erste Group ein Nettokreditwachstum im mittleren einstelligen Bereich. Dazu sollte sowohl das Retail- als auch das Firmenkundengeschäft in allen Märkten der Erste Group beitragen; insgesamt plant die Erste Group, in allen Märkten im Rahmen des Gesamtmarktes zu wachsen. Das Kreditwachstum sollte zusammen mit einem günstigen Einfluss des Zinsumfeldes – wie oben beschrieben – zu einer Steigerung des Zinsüberschusses von rund 10% führen. Bei der zweiten wichtigen Einnahmenkomponente – dem Provisionsüberschuss – wird ein Anstieg im mittleren einstelligen Bereich erwartet. Wie schon 2022, sollten wieder Wachstumsimpulse vom Zahlungsverkehr und von der Versicherungsvermittlung ausgehen, während zusätzliche positive Beiträge aus dem Asset Management und dem Wertpapiergeschäft von einem konstruktiven Kapitalmarktumfeld abhängig sind. Das Handels- und Fair Value-Ergebnis, das 2022 deutlich durch negative Bewertungseffekte aufgrund stark steigender Zinsen vor allem in der CEE-Region, aber auch in der Eurozone belastet wurde, sollte sich 2023 aufgrund geringerer Zinsanstiege in der Eurozone wieder normalisieren. Dies wird allerdings ganz erheblich vom tatsächlichen Zinsumfeld abhängig sein. Die übrigen Einkommenskomponenten sollten im Großen und Ganzen stabil bleiben. Insgesamt wird für 2023 ein Anstieg der Betriebserträge erwartet. Die Betriebsaufwendungen sollten sich um 7 bis 8% und damit weniger stark als die Betriebserträge erhöhen, allerdings wird dies auch von der Währungsentwicklung in der CEE-Region abhängig sein. Damit wird gegenüber 2022 eine weitere Verbesserung der Kosten-Ertrags-Relation erwartet.

Auf Grundlage der oben beschriebenen guten Konjunkturaussichten sollten die Risikokosten 2023 auf niedrigem Niveau bleiben. Zwar sind genaue Prognosen angesichts der gegenwärtig niedrigen Risikokostenniveaus schwierig, doch geht die Erste Group davon aus, dass sich die Risikokosten 2023 unter 35 Basispunkten der durchschnittlichen Bruttokundenkredite bewegen werden.

Für den sonstigen betrieblichen Erfolg wird, solange keine signifikanten Sondereffekte eintreten, eine weitgehend unveränderte Entwicklung prognostiziert. Der Gruppensteuersatz wird bei unter 20% erwartet, während das Minderheitenergebnis ähnlich wie 2022 ausfallen sollte. Insgesamt strebt die Erste Group  somit eine Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von 13 bis 15% an. Die CET1-Quote der Erste Group sollte hoch bleiben. Der Vorstand der Erste Group wird der Hauptversammlung im Jahr 2023 daher vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von EUR 1,90 je Aktie auszuschütten. Zusätzlich strebt die Erste Group 2023 vorbehaltlich der erforderlichen regulatorischen Genehmigung einen Aktienrückkauf mit einem Volumen von bis zu EUR 300 Mio an.

Risikofaktoren für die Prognose inkludieren (geo-)politische und volkswirtschaftliche (etwa auch Auswirkungen von Geld- und Fiskalpolitik) Entwicklungen, regulatorische Maßnahmen sowie globale Gesundheitsrisiken und Änderungen im Wettbewerbsumfeld. Die Entwicklung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine hat keine unmittelbare direkte Auswirkung auf die Erste Group, da sie in keinem der Staaten mit lokalen Gesellschaften präsent ist. Indirekte Folgen, wie etwa Volatilität an den Finanz­märkten, Auswirkungen von Sanktionen oder der Eintritt von Einlagensicherungs- oder Abwicklungsfällen, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Erste Group ist zudem nichtfinanziellen und rechtlichen Risiken ausgesetzt, die unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld schlagend werden können. Eine schlechter als erwartete Wirtschaftsentwicklung kann auch eine Goodwill-Abschreibung erforderlich machen.