Investoreninformationen 2022

28.02.2022 - Erste Group: Vorläufiges Ergebnis 2021


Erste Group erwirtschaftet 2021 einen Nettogewinn von EUR 1.923,4 Mio; schlägt Dividende von EUR 1,6 pro Aktie vor

Highlights

GuV-Zahlen: 2021 verglichen mit 2020, Bilanzzahlen: 31. Dezember 2021 verglichen mit 31. Dezember 2020

Der Zinsüberschuss stieg insbesondere aufgrund von Zinserhöhungen in Tschechien und in Ungarn, starkem Kreditwachstum in allen Märkten sowie einem positiven bilanziellen Einmaleffekt im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von TLTRO III in Österreich und in der Slowakei auf EUR 4.975,7 Mio (+4,2%; EUR 4.774,8 Mio). Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf EUR 2.303,7 Mio (+16,5%; EUR 1.976,8 Mio) unterstützt durch die kräftige Wirtschaftserholung und steigende Aktienmärkte. Anstiege gab es in allen wesentlichen Provisionskategorien und Kernmärkten – insbesondere in Österreich, signifikante Zuwächse wurden vor allem bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen sowie in der Vermögensverwaltung erzielt. Das Handelsergebnis reduzierte sich auf EUR 58,6 Mio (EUR 137,6 Mio), die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert stieg auf EUR 173,2 Mio (EUR 62,0 Mio). Die Entwicklung beider Positionen war – abgesehen von einem Anstieg des Devisenergebnisses im Handelsergebnis – hauptsächlich auf Bewertungseffekte zurückzuführen. Die Betriebserträge stiegen auf EUR 7.742,0 Mio (+8,2%; EUR 7.155,1 Mio). Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich auf EUR 4.306,5 Mio (+2,0%; EUR 4.220,5 Mio); die Personalaufwendungen stiegen auf EUR 2.578,1 Mio (+2,3%; EUR 2.520,7 Mio). Die Sachaufwendungen erhöhten sich auf EUR 1.180,3 Mio (+1,9%; EUR 1.158,9 Mio). Die in den Sachaufwendungen verbuchten Beiträge in Einlagensicherungssysteme verringerten sich auf EUR 122,4 Mio (EUR 132,2 Mio). Die Abschreibungen stiegen auf EUR 548,0 Mio (+1,3%; EUR 540,9 Mio). Damit stieg das Betriebsergebnis deutlich auf EUR 3.435,5 Mio (+17,1%; EUR 2.934,6 Mio), die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich signifikant auf 55,6% (59,0%).

Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich aufgrund von Nettodotierungen auf EUR -158,8 Mio bzw. auf 9 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (EUR -1.294,8 Mio bzw. 78 Basispunkte). Dotierungen von Wertberichtigungen sowohl für Kredite und Darlehen als auch für Kreditzusagen und Finanzgarantien betrafen neben Tschechien auch Rumänien, Kroatien, Serbien und Ungarn, blieben jedoch insgesamt auf sehr niedrigem Niveau. Positiv wirkten sich Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen sowie Auflösungen insbesondere in Österreich (im Segment Sparkassen) aus. In der Vergleichsperiode führte die Berücksichtigung der Verschlechterung der makroökonomischen Aussichten aufgrund von Covid-19 zu hohen Dotierungen von Wertberichtigungen für Kredite und Darlehen sowie für Kreditzusagen und Finanzgarantien. Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite verbesserte sich mit 2,4% (2,7%) auf den historischen Bestwert. Die NPL-Deckungsquote (ohne Sicherheiten) stieg auf 90,9% (88,6%).

Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf EUR -310,5 Mio (EUR -278,3 Mio). Diese Verschlechterung war auf Bewertungseffekte und die im sonstigen betrieblichen Erfolg erfassten höheren Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds zurückzuführen. Diese stiegen – am stärksten in Österreich und in Rumänien – auf EUR 108,6 Mio (EUR 93,5 Mio). Die Bankenabgaben gingen auf EUR 73,5 Mio (EUR 117,7 Mio) zurück, vor allem wegen des Wegfalls der Bankensteuer in der Slowakei sowie geringerer Abgaben in
Österreich. Derzeit sind in zwei Kernmärkten Bankenabgaben zu entrichten: In Ungarn entfielen auf die Bankensteuer EUR 15,0 Mio (EUR 14,5 Mio) sowie weitere EUR 48,0 Mio (EUR 44,0 Mio) auf die Transaktionssteuer, die Bankensteuer in Österreich lag bei EUR 10,5 Mio (EUR 25,5 Mio).

Die Steuern vom Einkommen stiegen auf EUR 525,2 Mio (EUR 342,5 Mio). Das den Minderheiten zuzurechnende Periodenergebnis verbesserte sich infolge deutlich höherer Ergebnisbeiträge der Sparkassen auf den Rekordwert von EUR 484,8 Mio (EUR 242,3 Mio). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis stieg dank des starken Betriebsergebnisses und der niedrigen Risikokosten auf EUR 1.923,4 Mio (EUR 783,1 Mio).

Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf EUR 21,3 Mrd (EUR 19,7 Mrd). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das Harte Kernkapital (CET1, final) auf EUR 18,8 Mrd (EUR 17,1 Mrd), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) auf EUR 24,8 Mrd (EUR 23,6 Mrd). Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert (CRR final), stieg moderat auf EUR 129,6 Mrd (EUR 120,2 Mrd). Die Harte Kernkapitalquote (CET1, final) stieg auf 14,5% (14,2%). Der Rückgang der Gesamtkapitalquote auf 19,1% (19,7%) war durch die Rückzahlung von AT1 Schuldverschreibungen bedingt.

Die Bilanzsumme stieg auf EUR 307,4 Mrd (+10,8%; EUR 277,4 Mrd). Auf der Aktivseite erhöhten sich Kassenbestand und Guthaben insbesondere in Österreich auf EUR 45,5 Mrd (EUR 35,8 Mrd), Kredite an Banken verringerten sich auf EUR 21,0 Mrd (EUR 21,5 Mrd). Die Kundenkredite stiegen auf netto EUR 180,3 Mrd (+8,6%; EUR 166,1 Mrd). Passivseitig gab es einen deutlichen Zuwachs bei den Einlagen von Kreditinstituten auf EUR 31,9 Mrd (EUR 24,8 Mrd), bedingt durch ein höheres Refinanzierungsvolumen bei der EZB (TLTRO III). Die Kundeneinlagen stiegen in allen Kernmärkten – insbesondere in Österreich und in Tschechien – auf EUR 210,5 Mrd (+10,2%; EUR 191,1 Mrd). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis sank auf 85,6% (86,9%).

Ausblick 2022

Für 2022 hat sich die Erste Group das Ziel einer erneut zweistelligen Eigenkapitalverzinsung (ROTE) gesetzt. Dazu beitragen werden unter anderem die anhaltend gute Entwicklung in allen Kernmärkten – Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Serbien – sowie die daraus resultierende Verbesserung des Betriebsergebnisses und ein weiterhin günstiges Risikoumfeld. Derzeit noch nicht quantifizierbare (geo-)politische, regulatorische oder wirtschaftliche Risiken sowie eine Fortsetzung oder weitere Verschärfung der staatlichen Maßnahmen gegen Covid-19 könnten die Erreichung dieses Ziels erschweren.

Für die Kernmärkte der Erste Group wird für 2022 ein reales BIP-Wachstum von 3 bis 5% prognostiziert. Die Inflation wird voraussichtlich das gesamte Jahr hindurch ein wichtiges Thema bleiben, sollte jedoch auf den 2021 verzeichneten hohen Niveaus weitgehend stabil bleiben. Entsprechend dem guten wirtschaftlichen Ausblick wird in allen Märkten ein Rückgang der Arbeitslosenquoten unter die bereits niedrigen Niveaus erwartet. Die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit sollte in den meisten Ländern wieder in tragfähigen Leistungsbilanzsalden zum Ausdruck kommen. Auch die Fiskallage sollte sich nach den im Jahr 2021 verzeichneten deutlichen Haushaltsdefiziten wieder verbessern. Für die Staatsverschuldung wird generell eine Verbesserung erwartet, wenn auch auf hohem Niveau.

Vor diesem Hintergrund erwartet die Erste Group ein Nettokreditwachstum im mittleren einstelligen Bereich. Diese Entwicklung, unterstützt durch Zinserhöhungen, sollte – trotz negativer Leitzinsen in der Eurozone – zu einer Steigerung des Zinsüberschusses zumindest im mittleren einstelligen Bereich führen. Bei der zweiten wichtigen Einnahmenkomponente – dem Provisionsüberschuss – wird nach der außerordentlichen Entwicklung 2021 ein Anstieg im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich erwartet. Wie schon 2021 sollten vom Asset Management und dem Wertpapiergeschäft wieder positive Impulse ausgehen, sofern die Stimmung an den Kapitalmärkten
konstruktiv bleibt. Positive Beiträge werden auch aus der Versicherungsvermittlung und dem Zahlungsverkehr erwartet. Das Handels- und Fair Value-Ergebnis sollte eine ähnliche Höhe wie im Vorjahr erreichen. Dies ist allerdings ganz erheblich vom Finanzmarktumfeld abhängig. Die übrigen Einkommenskomponenten sollten im Großen und Ganzen stabil bleiben. Insgesamt sollten sich die Betriebserträge 2022 verbessern. Bei den Betriebsausgaben wird ein schwächerer Anstieg als bei den Betriebserträgen erwartet, womit die Kosten-Ertrags-Relation bereits 2022 – und damit deutlich früher als geplant (2024) – unter 55% sinken wird. Zusätzlich wird die Erste Group auch 2022 in IT und damit in die Wettbewerbsfähigkeit investieren. Der Fokus liegt dabei auf progressiver IT-Modernisierung, der Backoffice-Digitalisierung und dem weiteren Ausbau der digitalen Plattform George.

Angesichts der oben beschriebenen guten Konjunkturaussichten sollten die Risikokosten 2022 auf niedrigem
Niveau bleiben. Zwar sind genaue Prognosen angesichts der gegenwärtig niedrigen Risikokostenniveaus schwierig, doch geht die Erste Group davon aus, dass sich die Risikokosten 2022 auf unter 20 Basispunkte der durchschnittlichen Bruttokundenkredite belaufen werden. Die NPL-Quote sollte unter 3,0% liegen.

Im sonstigen betrieblichen Erfolg wird für den Fall, dass es keine signifikanten Sondereffekte gibt, eine unveränderte Entwicklung erwartet. Unter Annahme eines niedrigen effektiven Gruppensteuersatzes von rund 19% und ähnlicher Minderheitenanteile wie 2021 strebt die Erste Group für 2022 eine zweistellige Eigenkapitalverzinsung (ROTE) an. Die CET1-Quote der Erste Group sollte hoch bleiben. Der Vorstand der Erste Group wird der Hauptversammlung im Jahr 2022 daher vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2021 eine Dividende von EUR 1,60 je Aktie auszuschütten.

Risikofaktoren für die Prognose inkludieren (geo-)politische und volkswirtschaftliche (etwa auch Auswirkungen von Geld- und Fiskalpolitik) Entwicklungen, regulatorische Maßnahmen sowie globale Gesundheitsrisiken und Änderungen im Wettbewerbsumfeld. Zusätzlich sind aufgrund der behördlichen Covid-19-Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung Finanzprognosen weiterhin mit erhöhter Unsicherheit behaftet. Die Entwicklung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine hat keine unmittelbare direkte Auswirkung auf die Erste Group, da sie in keinem der Staaten mit lokalen Gesellschaften präsent ist. Das Exposure in beiden Ländern ist unerheblich, derzeit werden keine weiteren Risikovorsorgen aus aktuellem Anlass erwartet. Indirekte Folgen, wie etwa Volatilität an den Finanzmärkten, Auswirkungen von Sanktionen auf manche unserer Kunden oder der Eintritt von Einlagensicherungs- oder Abwicklungsfällen, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Erste Group ist zudem nichtfinanziellen und rechtlichen Risiken ausgesetzt, die unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld schlagend werden können. Eine schlechter als erwartete Wirtschaftsentwicklung kann auch eine Goodwill-Abschreibung erforderlich machen.