Geschäftsüberblick 2020
Unternehmens- und Aktienkennzahlen
Stand: 26. Februar 2021
CRR: Eigenkapitalverordnung (Capital Requirements Regulation)
In Umlauf befindliche Aktien: Erste Group-Aktien, die von Haftungsverbundsparkassen gehalten werden, wurden nicht in Abzug gebracht
Dividende 2020: Der Vorstand schlägt – der Empfehlung der EZB folgend –der Hauptversammlung im Mai vor, für 2020 eine Dividende von EUR 0,5 je Aktie zu beschließen. Darüber hinaus wurde eine Reserve von EUR 1 je Aktie für eine mögliche spätere weitere Auszahlung gebildet.
Strategie
Die Erste Group verfolgt das Ziel, im östlichen Teil der Europäischen Union, einschließlich Österreich, die führende Bank für Privat- und Firmenkunden zu sein. Um dies zu erreichen, ist die Erste Group bestrebt, alle Kunden – Private, Firmenkunden und den öffentlichen Sektor – durch erstklassige Finanzberatung und Finanzlösungen bei der Erreichung ihrer jeweiligen Ziele und bei der Sicherung finanzieller Gesundheit zu unterstützen, das Kreditgeschäft auf verantwortungsvolle Weise zu betreiben und Sicherheit für Einlagen zu bieten. Mit ihrer Geschäftstätigkeit wird die Erste Group weiterhin zum Wirtschaftswachstum und zur Finanzstabilität und damit zum Wohlstand ihrer Region beitragen. Die Strategie der Erste Group basiert dabei auf folgenden Grundpfeilern:
_ Effizienz
_ Digitale Transformation
_ Wachstum
Die Erste Group verfügt in all ihren Kernmärkten im östlichen Teil der Europäischen Union über ein ausgewogenes Geschäftsmodell, das darauf abzielt, die jeweils besten Bankdienstleistungen für ihre Kunden zu erbringen. Dabei nehmen digitale Innovationen eine immer bedeutendere Rolle ein. Die Ausgewogenheit des Geschäftsmodells zeigt sich in der Fähigkeit der Bank, Kundenkredite mit Kundeneinlagen – mehrheitlich stabilen Privatkundeneinlagen – zu refinanzieren. Die Nachhaltigkeit der Strategie spiegelt sich im langjährigen Kundenvertrauen wider, das auf fast allen Kernmärkten der Erste Group in hohen Marktanteilen zum Ausdruck kommt. Marktführerschaft ist aber kein Selbstzweck, sondern schafft nur dann Werte, wenn sie Hand in Hand mit positiven Skaleneffekten geht und dazu beiträgt, den Bestand des Unternehmens langfristig zu sichern.
Ergebnis- und Bilanzanalyse
GuV-Zahlen: 2020 verglichen mit 2019, Bilanzzahlen: 31. Dezember 2020 verglichen mit 31. Dezember 2019
Der Zinsüberschuss stieg – vor allem in Österreich, aber auch in Rumänien und in Ungarn – auf EUR 4.774,8 Mio (+0,6%; EUR 4.746,8 Mio). Der Provisionsüberschuss verringerte sich auf EUR 1.976,8 Mio (-1,2%; EUR 2.000,1 Mio). Die Anstiege im Wertpapiergeschäft und in der Vermögensverwaltung konnten die Rückgänge bei den übrigen Provisionskategorien – insbesondere bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen (EUR 19 Mio davon in Zusammenhang mit der SEPA-Zahlungsdiensterichtlinie) – nicht zur Gänze kompensieren. Während sich das Handelsergebnis auf EUR 137,6 Mio (EUR 318,3 Mio) deutlich verringerte, verbesserte sich die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert auf EUR 62,0 Mio (EUR -24,5 Mio), die Entwicklung beider Positionen war getrieben durch Bewertungseffekte aufgrund gestiegener Marktzinsschwankungen infolge der Covid-19-Pandemie. Die Betriebserträge reduzierten sich auf EUR 7.155,1 Mio (-1,4%; EUR 7.255,9 Mio). Der Verwaltungsaufwand sank auf EUR 4.220,5 Mio (-1,5%; EUR 4.283,3 Mio); die Personalaufwendungen gingen leicht auf EUR 2.520,7 Mio (-0,6%; EUR 2.537,1 Mio) zurück. Die Sachaufwendungen verringerten sich auf EUR 1.158,9 Mio (-3,8%; EUR 1.205,1 Mio). Die in den Sachaufwendungen verbuchten Beiträge in Einlagensicherungssysteme erhöhten sich auf EUR 132,2 Mio (EUR 104,8 Mio). Die Abschreibungen blieben mit EUR 540,9 Mio (EUR 541,0 Mio) konstant. Insgesamt ging das Betriebsergebnis auf EUR 2.934,6 Mio (-1,3%; EUR 2.972,7 Mio) zurück, die Kosten-Ertrags-Relation lag unverändert bei 59,0% (59,0%).
Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich aufgrund von Nettodotierungen auf EUR -1.294,8 Mio bzw. auf 78 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (EUR -39,2 Mio bzw. 7 Basispunkte). Dotierungen von Wertberichtigungen sowohl für Kredite und Darlehen als auch für Kreditzusagen und Finanzgarantien erhöhten sich in allen Kernmärkten. Der deutliche Anstieg der Dotierungen von Wertberichtigungen ist vor allem auf die Berücksichtigung der Verschlechterung der makroökonomischen Aussichten aufgrund von Covid-19 zurückzuführen. Positiv wirkten sich dagegen hohe Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen vor allem in Rumänien und Ungarn aus. Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite verschlechterte sich auf 2,7% (2,5%). Die NPL-Deckungsquote stieg auf 88,6% (77,1%).
Der sonstige betriebliche Erfolg verbesserte sich auf EUR -278,3 Mio (EUR -628,2 Mio). Die im sonstigen betrieblichen Erfolg erfassten Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds stiegen – insbesondere in Österreich – auf EUR 93,5 Mio (EUR 75,3 Mio). Der Rückgang der Banken- und Transaktionssteuern auf EUR 117,7 Mio (EUR 128,0 Mio) ist vor allem auf den Wegfall der Bankensteuer in Rumänien zurückzuführen. Im Vorjahr waren im sonstigen betrieblichen Erfolg Aufwendungen für die Bildung einer Rückstellung in Höhe von EUR 153,3 Mio für erwartete Verluste infolge einer höchstgerichtlichen Entscheidung betreffend die Geschäftstätigkeit einer rumänischen Tochtergesellschaft sowie die Abschreibung des Firmenwerts in der Slowakei in Höhe von EUR 165,0 Mio enthalten.
Die Steuern vom Einkommen sanken auf EUR 342,5 Mio (EUR 418,7 Mio). Das den Minderheiten zuzurechnende Periodenergebnis verringerte sich infolge deutlich geringerer Ergebnisbeiträge der Sparkassen auf EUR 242,3 Mio (EUR 440,9 Mio). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis ging auf EUR 783,1 Mio (-46,7%; EUR 1.470,1 Mio) zurück.
Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf EUR 19,7 Mrd (EUR 19,0 Mrd). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das Harte Kernkapital (CET1, final) auf EUR 17,1 Mrd (+4.9%; EUR 16,3 Mrd), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) stiegen auf EUR 23,6 Mrd (EUR 22,0 Mrd). Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert (CRR final), stieg auf EUR 120,2 Mrd (+1,3%; EUR 118,6 Mrd). Die Harte Kernkapitalquote (CET1, final) stieg auf 14,2% (13,7%), die Gesamtkapitalquote auf 19,7% (18,5%).
Die Bilanzsumme stieg auf EUR 277,4 Mrd (EUR 245,7 Mrd). Auf der Aktivseite erhöhten sich Kassenbestand und Guthaben insbesondere in Österreich auf EUR 35,8 Mrd (EUR 10,7 Mrd), Kredite an Banken verringerten sich auf EUR 21,5 Mrd (EUR 23,1 Mrd). Die Kundenkredite stiegen auf EUR 166,1 Mrd (+3,6%; EUR 160,3 Mrd). Passivseitig gab es einen deutlichen Zuwachs bei den Einlagen von Kreditinstituten auf EUR 24,8 Mrd (EUR 13,1 Mrd), bedingt durch ein höheres Refinanzierungsvolumen bei der EZB (TLTRO). Die Kundeneinlagen stiegen erneut – in allen Kernmärkten, insbesondere in Österreich und in Tschechien – auf EUR 191,1 Mrd (+9,9%; EUR 173,8 Mrd). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis lag bei 86,9% (92,2%).
Segmente
Die Segmentberichterstattung der Erste Group basiert auf dem Managementansatz gemäß IFRS 8, Geschäftssegmente. Diesem Ansatz entsprechend, werden die Segmentinformationen auf Basis der internen Managementberichterstattung erstellt, die vom leitenden Entscheidungsträger regelmäßig zur Beurteilung der Ertragskraft der einzelnen Segmente und für die Zuteilung von Ressourcen herangezogen wird. In der Erste Group wird die Funktion des leitenden Entscheidungsträgers vom Vorstand ausgeübt.
Die Erste Group verwendet eine Matrix-Organisationsstruktur mit geografischer Segmentierung und Business Segmenten. Da der leitende Entscheidungsträger primär auf Basis der geografischen Segmente steuert, bilden diese die Geschäftssegmente nach IFRS 8. Um umfassendere Informationen zu bieten, werden die Ergebnisse zusätzlich nach Business Segmenten berichtet.
Nichtfinanzieller Bericht
Das Jahr 2020 stand nicht nur im Zeichen der durch Covid-19 induzierten Krise, sondern war auch von einer Reihe von Initiativen zu Umweltthemen geprägt, insbesondere zur Eindämmung der sich beschleunigenden Erderwärmung. Am 15. Jänner 2020 führte das Weltwirtschaftsforum in seinem globalen Risikobericht den Klimawandel und damit verbundene Umweltrisiken unter den fünf wahrscheinlichsten Bedrohungen an. Infektionskrankheiten schienen im Ranking ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit zwar nicht unter den Top Ten auf, nahmen hinsichtlich ihrer Auswirkungen jedoch den zehnten Rang ein. Zu diesem Zeitpunkt hätte sich kaum jemand vorstellen können, wie bald sich eine solche Bedrohung in Form eines neuartigen Coronavirus rund um den Globus verbreiten würde und dass zum Schutz der Gesundheitssysteme weltweit signifikante soziale Einschränkungen und wirtschaftliche Lockdowns umgesetzt würden. Die von Covid-19 induzierte Krise verursachte wesentliche negative Auswirkungen auf die Wirtschaft, zeigte jedoch auch, wie viel erreicht werden kann, wenn die Politik den Fokus auf gemeinsame Ziele legt.
Für die Erste Group ist die Berücksichtigung der Auswirkungen ihres unternehmerischen Handelns auf die Gesellschaft und die Umwelt nichts Neues, ganz im Gegenteil. Ein Agieren, das nicht nur auf finanzielle Erfolgszahlen ausgerichtet ist, entspricht den bereits vor 200 Jahren festgeschriebenen Grundsätzen der Erste österreichische Spar-Casse. Der Vorstand hat eine Grundsatzerklärung (Statement of Purpose) beschlossen, um den Zweck der Erste Group – in der gesamten Region Wohlstand zu fördern und zu sichern – zu bestätigen und zu präzisieren.
Darin sind folgende Aufgaben und Leitsätze definiert:
_ Wohlstand verbreiten und sichern
_ Zugänglichkeit, Unabhängigkeit und Innovation
_ Profitabilität
_ Finanzielle Bildung
_ Es zählen die Menschen
_ Der Zivilgesellschaft dienen
_ Transparenz, Stabilität, Einfachheit
Corporate Governance
Die Erste Group Bank AG ist eine nach österreichischem Recht errichtete Aktiengesellschaft und bekennt sich seit 2003 im Sinne einer verantwortungsvollen und transparenten Unternehmensführung dazu, die Regeln des Österreichischen Corporate Governance Kodex (ÖCGK, siehe http://www.corporate-governance.at) anzuwenden. Darüber hinaus hat der Vorstand im Jahr 2015 ein Statement of Purpose beschlossen. Diese Erklärung präzisiert und bekräftigt den Zweck der Erste Group Bank AG, Wohlstand in der Region, in der die Erste Group tätig ist, zu verbreiten und abzusichern. Auf Basis des Statements of Purpose definiert ein Code of Conduct verpflichtende Regeln für das tägliche Geschäftsleben. Die Erste Group achtet im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit auf Verantwortung, Respekt und Nachhaltigkeit. Dadurch hilft der Code of Conduct, die Reputation der Erste Group zu wahren und das Vertrauen der Interessengruppen zu festigen. Dieser Corporate Governance-Bericht wurde gemäß §§ 243c sowie 267b Unternehmensgesetzbuch (UGB) und den Regeln 60ff des ÖCGK erstellt und fasst den Corporate Governance-Bericht der Erste Group Bank AG als Mutterunternehmen sowie den konsolidierten Corporate Governance-Bericht in einem Bericht zusammen. Für dieses Geschäftsjahr wird auch ein (konsolidierter) nichtfinanzieller Bericht gemäß §§ 243b sowie 267a UGB vom Vorstand erstellt, der als Teil des Geschäftsberichts veröffentlicht wird. Für das Geschäftsjahr 2020 sind erstmals die Angaben zu den Gesamtbezügen der einzelnen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder und zu den Grundsätzen der Vergütungspolitik nicht in diesem konsolidierten Corporate Governance-Bericht, sondern in einem separaten Vergütungsbericht gemäß § 78e Aktiengesetz (AktG) zu veröffentlichen.