31.07.2023

Starkes Betriebsergebnis und gute Risikoperformance im ersten Halbjahr

  • Betriebsergebnis in Höhe von 2,7 Milliarden Euro
  • NPL-Quote weiterhin historisch tief (2,0%)
  • Starke Kapitalisierung: Kernkapitalquote (CET1) steigt auf 14,9%
  • Einlagen-Wachstum höher als Kreditnachfrage
  • Geplante Dividende von 2,70 Euro je Aktie für 2023

Die Erste Group Bank AG verzeichnete für das erste Halbjahr 2023 ein Betriebsergebnis von 2,7 Milliarden Euro. Das ist im Jahresvergleich ein Plus von 44,5%. Getrieben wurde dieser Anstieg vor allem durch die positive Entwicklung des Handelsergebnisses und des Zinsüberschusses. Der Nettogewinn der Erste Group belief sich im ersten Halbjahr 2023 auf 1,49 Milliarden Euro (H1 2022: 1,14 Milliarden Euro). Die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 47,9% (55,1%). Das Kreditvolumen stieg auf 204,9 Milliarden Euro (+1,4% seit Jahresbeginn), wobei im Neugeschäft rund eine Milliarde an grünen Krediten vergeben wurde. Die Einlagen stiegen um 7,6% auf 241,1 Milliarden Euro. Trotz des herausfordernden Börsenumfelds konnte die Zahl der Wertpapiersparpläne im Jahresvergleich um 18,3% auf erstmals über eine Million Stück gesteigert werden.

„Bereits im kommenden Jahr werden die Volkswirtschaften in CEE wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Als stark aufgestellte Bank können und wollen wir die Wirtschaft auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft unterstützen. Neben Finanzierungen braucht es allerdings auch begleitende Strukturmaßnahmen wie den unbürokratischen Zugang zu Fördermitteln oder die Umsetzung der Europäischen Kapitalmarktunion”, sagt Willi Cernko, CEO der Erste Group.

„Im ersten Halbjahr ist es uns gelungen, ein ausgezeichnetes operatives Ergebnis zu erzielen. Wir sind stark kapitalisiert, verfolgen ein breit aufgestelltes Geschäftsmodell und haben die Risikosituation gut im Griff. Diese starke Performance ermöglicht uns wichtige strategische Investitionen, um die Position der Erste Group als Innovations- und Marktführerin auszubauen”, kommentiert Stefan Dörfler, CFO der Erste Group, das Ergebnis.

GuV-Zahlen: Jänner bis Juni 2023 verglichen mit jenen von Jänner bis Juni 2022, Bilanzzahlen: 30. Juni 2023 verglichen mit 31. Dezember 2022

Zinsumfeld und Handelsergebnis als Ertragstreiber

Der Zinsüberschuss stieg aufgrund von Zinserhöhungen sowie des höheren Kreditvolumens deutlich auf EUR 3.561,1 Mio (+25,5%; EUR 2.837,0 Mio), am stärksten in Österreich. Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf EUR 1.274,7 Mio (+4,9%; EUR 1.214,9 Mio). Zuwächse gab es in allen Kernmärkten, insbesondere bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen, aber auch in der Vermögensverwaltung. Das Handelsergebnis erhöhte sich auf EUR 270,4 Mio (EUR -532,5 Mio), die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert, verringerte sich auf EUR -63,8 Mio (EUR 516,8 Mio). Die Entwicklung beider Positionen war hauptsächlich auf Bewertungseffekte zurückzuführen. Die Betriebserträge stiegen auf EUR 5.161,1 Mio (+24,5%; EUR 4.146,7 Mio).

Gesteigertes Betriebsergebnis verbessert Kosten-Ertrags-Relation

Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich auf EUR 2.472,2 Mio. (+8,2%; EUR 2.285,4 Mio.). Aufgrund von Gehaltserhöhungen und Einmalzahlungen im Zusammenhang mit Pensionierungen stiegen die Personalaufwendungen auf EUR 1.459,1 Mio. (+12,7%; EUR 1.294,7 Mio.). Der Personalstand der Erste Group blieb im ersten Halbjahr mit 45.667 FTE (+0,4% seit Jahresbeginn) nahezu unverändert. Der Anstieg der Sachaufwendungen auf EUR 738,2 Mio. (+2,9%; EUR 717,7 Mio.) ist insbesondere auf höhere Aufwendungen für IT- und Raumaufwand zurückzuführen. Die in den Sachaufwendungen verbuchten Beiträge in Einlagensicherungssysteme – für 2023 bereits fast gänzlich verbucht – verringerten sich hingegen auf EUR 114,3 Mio. (EUR 156,7 Mio.). Im ersten Halbjahr 2022 hatte der Einlagensicherungsfall Sberbank Europe in Ungarn zu höheren Aufwendungen geführt. Die Abschreibungen beliefen sich auf EUR 274,9 Mio. (+0,7%; EUR 273,0 Mio.). Insgesamt stieg das Betriebsergebnis deutlich auf EUR 2.688,9 Mio. (+44,5%; EUR 1.861,3 Mio.), die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 47,9% (55,1%).

NPL-Quote weiterhin historisch niedrig

Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich auf EUR 28,9 Mio bzw. auf 3 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (EUR 26,0 Mio bzw. 3 Basispunkte). Positiv wirkten sich Nettoauflösungen für Kreditzusagen und Finanzgarantien sowie Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen (beides insbesondere in Österreich) aus. Im ersten Halbjahr gab es weder eine Aktualisierung der zukunftsgerichteten makroökonomischen Annahmen (FLIs) noch eine Berücksichtigung von Expertenschätzungen (Stage Overlays). Insgesamt bestanden per Ende Juni daher unverändert krisenbezogene Kreditrisikovorsorgen von etwa EUR 900 Mio. Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite war mit 2,0% (2,0%) stabil. Die NPL-Deckungsquote (ohne Sicherheiten) stieg auf 96,7% (94,6%).

Starkes Betriebsergebnis und Nettoauflösungen steigern Nettogewinn

Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf EUR -283,1 Mio. (EUR -199,2 Mio.). Die bereits für das gesamte Jahr 2023 erfassten Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds verringerten sich (insbesondere in Österreich und Tschechien) auf EUR 113,7 Mio. (EUR 139,0 Mio.). Die Bankenabgaben – derzeit in zwei Kernmärkten zu entrichten – stiegen auf EUR 121,1 Mio. (EUR 110,9 Mio.). Davon entfielen EUR 101,2 Mio. auf Ungarn: Neben der regulären Bankensteuer von EUR 16,5 Mio. (EUR 17,7 Mio.) wurde eine von den Nettoerlösen des Vorjahres abhängige Sondersteuer in Höhe von EUR 47,9 Mio. (EUR 49,9 Mio.) verbucht (beide ebenfalls bereits für das gesamte Jahr 2023). Die ungarische Transaktionssteuer für das erste Halbjahr belief sich auf EUR 35,6 Mio. (EUR 27,0 Mio.). Die Bankensteuer in Österreich lag bei EUR 19,8 Mio. (EUR 16,3 Mio.). Darüber hinaus belasteten Bewertungsergebnisse den sonstigen betrieblichen Erfolg.

Die Steuern vom Einkommen beliefen sich auf EUR 438,6 Mio. (EUR 315,2 Mio.). Das den nicht beherrschenden Anteilen zuzurechnende Periodenergebnis erhöhte sich infolge wesentlich höherer Ergebnisbeiträge der Sparkassen – vor allem bedingt durch höhere Zinserträge – auf EUR 508,1 Mio. (EUR 207,0 Mio.). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis stieg dank des starken Betriebsergebnisses und der Nettoauflösungen von Risikovorsorgen auf EUR 1.489,9 Mio. (EUR 1.137,0 Mio.).

Kapitalisierung verzeichnet Anstieg

Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf EUR 24,5 Mrd. (EUR 23,1 Mrd.). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das Harte Kernkapital (CET1, final) auf EUR 22,0 Mrd. (EUR 20,4 Mrd.), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) stiegen auf EUR 28,1 Mrd. (EUR 26,2 Mrd.). Bei der Berechnung wurde der Zwischengewinn des ersten Halbjahres berücksichtigt. Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert, stieg auf EUR 147,7 Mrd. (EUR 143,9 Mrd.). Die Harte Kernkapitalquote (CET1-Quote, final) belief sich auf 14,9% (14,2%), die Gesamtkapitalquote auf 19,0% (18,2%).

Die Bilanzsumme stieg auf EUR 344,0 Mrd. (+6,2%; EUR 323,9 Mrd.). Auf der Aktivseite verringerten sich Kassenbestand und Guthaben auf EUR 32,8 Mrd. (EUR 35,7 Mrd.), Kredite an Banken erhöhten sich – insbesondere in Österreich und Tschechien – auf EUR 33,5 Mrd. (EUR 18,4 Mrd.). Die Kundenkredite stiegen seit Jahresende auf EUR 204,9 Mrd. (+1,4%; EUR 202,1 Mrd.), wobei sowohl das Privat- als auch das Unternehmenskreditvolumen Wachstum verzeichneten. Passivseitig gab es einen Rückgang bei den Einlagen von Kreditinstituten auf EUR 25,7 Mrd. (EUR 28,8 Mrd.). Die Kundeneinlagen stiegen in fast allen Kernmärkten – insbesondere in Österreich und Tschechien – auf EUR 241,1 Mrd. (+7,6%; EUR 224,0 Mrd.). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis belief sich auf 85,0% (90,2%).

Ausblick

Ökonomen gehen davon aus, dass die Kernmärkte der Erste Group 2023 in der Lage sein werden, eine Rezession zu vermeiden und sogar ein reales BIP-Wachstum zu verzeichnen. Nach der im Jahr 2022 aufgrund außerordentlich hoher Energiepreise zweistelligen Teuerung sollte der Inflationsdruck heuer nachlassen. Anhaltend niedrige Arbeitslosenraten sollten die Wirtschaftsleistung in allen Märkten der Erste Group stützen. Die Leistungsbilanzsalden sollten sich 2023 dank eines Rückganges der Energiepreise wieder erholen. Auch die Fiskallage sollte sich nach den im Jahr 2022 verzeichneten deutlichen Haushaltsdefiziten wieder verbessern. Die Staatsverschuldung sollte in allen Kernmärkten der Erste Group weitgehend stabil und damit wesentlich unter dem Durchschnitt der Eurozone bleiben.

Vor diesem Hintergrund erwartet die Erste Group für das Jahr 2023 ein Nettokreditwachstum im mittleren einstelligen Bereich. Auf Grundlage der oben beschriebenen Konjunkturaussichten geht die Erste Group davon aus, dass sich die Risikokosten 2023 unter 10 Basispunkten der durchschnittlichen Bruttokundenkredite bewegen werden.

Die Erste Group strebt eine Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von über 15% an. Die CET1-Quote der Erste Group sollte hoch bleiben. Die Erste Group plant für das Geschäftsjahr 2023 eine Dividende von EUR 2,70 je Aktie.

Zusätzlich hat die Erste Group 2023 um die erforderliche regulatorische Genehmigung für einen Aktienrückkauf mit einem Volumen von bis zu EUR 300 Mio angesucht.