04.11.2022

Ergebnisse 1-9/2022: Solides operatives Ergebnis spiegelt robuste Märkte in CEE wider

  • Solider Anstieg des Kreditportfolios (+ 10,3 % YTD) durch Wachstum im Firmenkunden- und Retail-Segment
  • Starke Zuwächse des Zinsüberschusses steigern Betriebsergebnis
  • Die NPL-Quote sinkt auf niedrigsten Stand (2,0 %) seit Börsengang
  • Ausblick 2023: Abgeschwächtes BIP-Wachstum, Inflationsrate wird voraussichtlich sinken aber auf hohem Niveau bleiben
  • Solider Anstieg des Kreditportfolios (+ 10,3 % YTD) durch Wachstum im Firmenkunden- und Retail-Segment
  • Starke Zuwächse des Zinsüberschusses steigern Betriebsergebnis
  • Die NPL-Quote sinkt auf niedrigsten Stand (2,0 %) seit Börsengang
  • Ausblick 2023: Abgeschwächtes BIP-Wachstum, Inflationsrate wird voraussichtlich sinken aber auf hohem Niveau bleiben

Die Erste Group Bank AG verzeichnete in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 ein Betriebsergebnis in Höhe von 2,89 Milliarden Euro, ein Anstieg um 11,4 % gegenüber dem Vorjahr. Die Zuwächse des Zinsüberschusses um 19,5 % auf 4,39 Milliarden Euro spiegelten ein solides Kreditwachstum und eine positive Entwicklung der Zinssätze wider, insbesondere in den Nicht-EU Märkten. Der Provisionsüberschuss stieg um 8,3 % auf 1,83 Milliarden Euro, was hauptsächlich auf Zuwächse im Zahlungsverkehr und der Vermögensverwaltung zurückzuführen ist. Im Berichtszeitraum übertraf der Anstieg der Betriebserträge (+9,3 % auf 6,27 Milliarden Euro) den der Betriebsaufwendungen (+7,7 % auf 3,38 Milliarden Euro). Die Risikokosten stiegen auf -158 Mio. Euro bzw. 11 Basispunkte (1-9/2021: -52 Mio. Euro bzw. 4 Basispunkte) und spiegeln ein sich eintrübendes makroökonomisches Umfeld wider. Sowohl die NPL-Quote (2,0 % gegenüber 2,4 % Ende 2021) als auch die NPL-Deckungsquote (96,8 % vs. 90,9 %) verbesserten sich. Der Nettogewinn der Erste Group belief sich auf 1,65 Milliarden Euro (1-9/2021: 1,45 Milliarden Euro).

„Für das kommende Jahr werden die Rahmenbedingungen sowohl für unsere Region als auch weltweit zunehmend zur Herausforderung. Dennoch gibt es vielversprechende Anzeichen dafür, dass sich unsere Märkte besser entwickeln werden als in Westeuropa – nicht zuletzt dank der hohen Beschäftigungsraten und der soliden öffentlichen Finanzen“, erklärt Willi Cernko, CEO der Erste Group. „Die Inflation wird die größte Herausforderung für unsere Firmen- und Privatkund:innen bleiben. Aber wir sind bereit und gerüstet, die Volkswirtschaften und Menschen in unserer Region in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu unterstützen.“

„In den ersten neun Monaten haben wir vom vorteilhaften Zinsumfeld und den gestiegenen Kreditvolumina profitiert. In Verbindung mit unserer Kostendisziplin konnten wir daher sowohl das Betriebsergebnis als auch den Nettogewinn steigern. Dank unserer soliden Kapitalausstattung und guten Liquiditätsposition bin ich zuversichtlich, dass wir die großen Herausforderungen des Jahres 2023 meistern werden“, sagt Stefan Dörfler, CFO der Erste Group.

Im Zwischenlagebericht werden die Finanzergebnisse von Januar bis September 2022 mit denen von Januar bis September 2021 und die Bilanzpositionen zum 30. September 2022 mit denen zum 31. Dezember 2021 verglichen.

Gewinn bei NII und Provisionseinnahmen gleicht Verluste beim Handelsergebnis aus

Der Zinsüberschuss stieg insbesondere aufgrund von Zinserhöhungen außerhalb der Eurozone – vor allem in Tschechien, Ungarn und Rumänien – sowie eines deutlichen Kreditwachstums in allen Märkten auf 4.385,2 Mio. Euro (+19,5 %; 3.669,5 Mio. Euro). Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf 1.829,9 Mio. Euro (+8,3 %; 1.690,4 Mio. Euro). Anstiege gab es in nahezu allen Provisionskategorien und in allen Kernmärkten, signifikante Zuwächse wurden insbesondere bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen sowie in der Vermögensverwaltung erzielt. Das Handelsergebnis verringerte sich auf -848,5 Mio. Euro (67,5 Mio. Euro), die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert, stieg auf 743,3 Mio. Euro (133,5 Mio. Euro). Die Entwicklung beider Positionen war hauptsächlich auf Bewertungseffekte zurückzuführen. Die Betriebserträge stiegen auf 6.270,7 Mio. Euro (+9,3 %; 5.735,0 Mio. Euro).


Starkes Betriebsergebnis und verbesserte Kosten-Ertrags-Relation

Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich auf 3.381,3 Mio. Euro (+7,7 %; 3.141,0 Mio. Euro). Die Personalaufwendungen stiegen auf 1.967,2 Mio. Euro (+4,6 %; 1.881,3 Mio. Euro). Der Personalbestand blieb im Vergleich zum Jahresende 2021 nahezu unverändert, mit einer Veränderung von +1,1 % auf 45.078 (auf FTE-Basis). Der deutliche Anstieg der Sachaufwendungen auf 1.003,4 Mio. Euro (+18,5 %; 846,6 Mio. Euro) ist neben wesentlich höheren Aufwendungen für Beiträge in Einlagensicherungssysteme von 158,4 Mio. Euro (113,1 Mio. Euro) – die für 2022 erwarteten regulären Beiträge wurden bereits fast gänzlich verbucht – auf Anstiege in allen Kostenkategorien, insbesondere Aufwendungen für IT und Bürobetrieb, zurückzuführen. Die Abschreibungen beliefen sich auf 410,7 Mio. Euro (-0,6 %; 413,2 Mio. Euro). Insgesamt stieg das Betriebsergebnis deutlich auf 2.889,4 Mio. Euro (+11,4 %; 2.594,0 Mio. Euro), die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 53,9 % (54,8 %).

NPL-Quote sinkt mit 2,0 % auf niedrigsten Stand seit Börsengang

Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich aufgrund von Nettodotierungen auf -158,3 Mio. Euro bzw. auf -11 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (-51,6 Mio. Euro bzw. 4 Basispunkte). Dotierungen von Wertberichtigungen für Kredite und Darlehen sowie für Kreditzusagen und Finanzgarantien betrafen mit Ausnahme von Kroatien alle Kernmärkte. Positiv wirkten sich hingegen unverändert hohe Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen in allen Segmenten insbesondere in Tschechien und Kroatien aus. Nach der Überprüfung und Auflösung von allgemeinen Kreditrisikovorsorgen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Covid-19-Pandemie, der Aktualisierung der zukunftsgerichteten makroökonomischen Annahmen (FLIs) sowie der Berücksichtigung von Expertenschätzungen (Stage Overlays) für zyklische Industrien im zweiten Quartal wurden im dritten Quartal allgemeine Vorsorgen aufgrund von Overlays für jene Branchen, die am stärksten durch die äußerst volatilen Energiemärkte belastet sind (Energie, Metalle und Chemie), in Höhe von 147 Mio Euro gebildet. Insgesamt bestanden per Ende September damit krisenbezogene allgemeine Risikovorsorgen von 676 Mio Euro. Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite verbesserte sich erneut und liegt mit 2,0 % (2,4 %) auf dem historischen Bestwert seit Börsengang. Die NPL-Deckungsquote (ohne Sicherheiten) lag bei 96,8 % (90,9 %).


Nettoergebniss steigt auf 1,65 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten

Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf -246,5 Mio. Euro (-243,3 Mio. Euro). Die im sonstigen betrieblichen Erfolg für das gesamte Jahr 2022 erfassten Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds stiegen (am stärksten in Österreich und in Tschechien) auf 139,1 Mio. Euro (108,5 Mio. Euro). Die Bankenabgaben – derzeit in zwei Kernmärkten zu entrichten – stiegen auf 133,2 Mio. Euro (71,6 Mio. Euro). Davon entfielen auf Ungarn 108,4 Mio. Euro: Die Gesamtbelastung setzt sich zusammen aus der regulären Bankensteuer für das gesamte Geschäftsjahr von 16,1 Mio. Euro (14,9 Mio. Euro), 42,4 Mio. Euro (35,7 Mio. Euro) Transaktionssteuer für die ersten drei Quartale und einer erstmalig zu entrichtenden, von den Nettoerlösen des Vorjahres abhängigen Sondersteuer in Höhe von 49,9 Mio. Euro für das gesamte Jahr 2022. Die Bankensteuer in Österreich lag bei 24,8 Mio. Euro (20,9 Mio. Euro). Positiv wirkte sich hingegen die im sonstigen betrieblichen Erfolg erfasste Auflösung einer Rückstellung für potenzielle rechtliche Risiken in Zusammenhang mit rumänischen Konsumentenschutzgesetzen in Höhe von 41,8 Mio. Euro aus.

Die Steuern vom Einkommen beliefen sich auf 434,5 Mio. Euro (433,6 Mio. Euro). Das den Minderheiten zuzurechnende Periodenergebnis verringerte sich infolge geringerer Ergebnisbeiträge der Sparkassen – vor allem bedingt durch höhere Risikokosten – auf 332,6 Mio. Euro (397,2 Mio. Euro). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis stieg dank des starken Betriebsergebnisses auf 1.647,0 Mio. Euro (1.451,4 Mio. Euro).Starkes Wachstum des Kreditvolumens, CET1 liegt bei 14,2 % (pro-forma)


Starkes Wachstum des Kreditvolumens, CET1 liegt bei 14,2 % (pro-forma)

Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf 22,3 Mrd. Euro (21,3 Mrd. EUro). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das Harte Kernkapital (CET1, final) auf 19,4 Mrd. Euro (18,8 Mrd. Euro), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) stiegen auf 25,2 Mrd. Euro (24,8 Mrd. Euro). Bei der Berechnung wurde der Halbjahreszwischengewinn berücksichtigt, nicht jedoch jener des dritten Quartals. Die Risikokosten des dritten Quartals wurden abgezogen. Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert, stieg auf 140,8 Mrd. Euro (129,6 Mrd. Euro). Die Harte Kernkapitalquote (CET1-Quote, pro-forma) belief sich auf 14,2 % (14,5 %), die Gesamtkapitalquote auf 17,9 % (19,1 %).

Die Bilanzsumme stieg auf 335,3 Mrd. Euro (+9,1 %; 307,4 Mrd. Euro). Auf der Aktivseite verringerten sich Kassenbestand und Guthaben auf 44,6 Mrd. Euro (45,5 Mrd. Euro), Kredite an Banken erhöhten sich – insbesondere in der Slowakei, Tschechien und Österreich – auf 26,7 Mrd. Euro (21,0 Mrd. Euro). Die Kundenkredite stiegen in allen Kernmärkten auf 198,8 Mrd. Euro (+10,3 %; 180,3 Mrd. Euro), signifikante Anstiege gab es in Österreich und in Tschechien. Passivseitig gab es einen Zuwachs bei den Einlagen von Kreditinstituten auf 36,2 Mrd. Euro (31,9 Mrd. Euro). Die Kundeneinlagen stiegen in fast allen Kernmärkten – insbesondere in Österreich und Tschechien – auf 232,5 Mrd. Euro (+10,4 %; 210,5 Mrd. Euro). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis belief sich auf 85,5 % (85,6 %).

Ausblick: Erste-Märkte dürften widerstandsfähig bleiben

Während sich die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr stärker als zuvor prognostiziert erwiesen hat (nach aktuellen Schätzungen liegen die realen BIP-Wachstumsraten 2022 in den Kernmärkten der Erste zwischen 1,8 % und 6,2 %), erwartet die Erste Group für 2023 eine Verlangsamung des Wachstums. Dabei wird mit einer durchschnittlichen reale BIP-Wachstumsrate in den Kernmärkten von 1,2 % gerechnet, verglichen mit 0,3 % in der Eurozone. Die Arbeitslosenquoten werden jedoch voraussichtlich niedrig bleiben (etwa 3 % bis 7 %). Die Staatsverschuldung soll in CEE deutlich unter dem EU-Durchschnitt bleiben. Es wird erwartet, dass sich die Inflation im Jahr 2023 verlangsamt, aber dennoch über das ganze Jahr erhöht bleiben wird, wobei der Jahresdurchschnitt in den Kernmärkten der Erste zwischen 5,2 % und 14,3 % liegen dürfte.

Vor diesem Hintergrund erwartet die Erste Group 2022 ein Nettokreditwachstum von über 10 % im Jahr 2022 und rund 5 % im Jahr 2023. Diese Entwicklung, kombiniert mit einem günstigen Zinsumfeld in CEE und normalisierten Leitzinsen der EZB, sollte zu einem Wachstum des Zinsüberschusses von rund 20 % im Jahr 2022 und rund 10 % im Jahr 2023 führen.

Unter der Annahme, dass die Arbeitsmarktlage in Zentral- und Osteuropa 2023 weiterhin gut bleibt, sollten die Risikokosten gering bleiben und 35 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands nicht überschreiten. Für das Jahr 2022 geht die Erste Group nach wie vor davon aus, dass die Risikokosten sich 2022 auf nicht mehr als 20 Basispunkte der durchschnittlichen Bruttokundenkredite belaufen werden. Die NPL-Quote sollte 2022 bei etwa 2 % und 2023 unter 3 % liegen.

Die Erste Group strebt für das laufende Jahr eine Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von rund 14 % und für 2023 von 13 bis 15 % an. Die Harte Kernkapitalquote (CET1) der Erste Group sollte über den gesamten Prognosezeitraum hinweg über 14 % bleiben. Für das Geschäftsjahr 2022 plant die Erste Group die Ausschüttung einer Dividende von 1,90 Euro je Aktie.


Alle zukunftsgerichteten Aussagen in diesem Ausblick beruhen auf den folgenden Grundannahmen: deutliche Konjunkturabschwächung, aber kein negatives, reales BIP-Wachstum im Jahr 2023; keine weiteren wesentlichen politischen oder regulatorischen Eingriffe; keine weitere Verschlechterung der geopolitischen Lage; Stabilisierung der europäischen Energiesituation.