Brief des CEO
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
2023 war ein sehr erfolgreiches Jahr für die Erste Group, wir konnten mit einem Nettogewinn von EUR 2.998 Mio ein hervorragendes Ergebnis erzielen. Das dynamische Wachstum unserer wichtigsten Einnahmenkomponenten Zins- und Provisionsüberschuss, das den inflationsbedingten Kostenanstieg mehr als ausglich, führte zu einer deutlichen Verbesserung des Kosten-Ertrags-Verhältnisses. Wesentlich dazu beigetragen hat neben dem Wachstum der Kundenkredite – immerhin ein Anstieg von 3,7% im Privatkundengeschäft und 5,6% im Firmenkundengeschäft – das normalisierte Zinsumfeld: Nach Jahren von Negativzinsen erhöhte die EZB die Zinsen, um die Inflation zu bekämpfen. Die nachhaltig gute Kreditqualität und die niedrigen Risikokosten trugen zusätzlich zur Profitabilität der Erste Group bei. Damit hat sich auch die Kapitalisierung nochmals stark verbessert, die Harte Kernkapitalquote belief sich zum Jahresende auf 15,7%. Insgesamt konnten wir so gut wie alle am Jahresanfang 2023 gesteckten Finanzziele signifikant übertreffen.
2023 schwächte sich das Weltwirtschaftswachstum ab. Auch in unserer Region Zentral- und Osteuropa wurde die Konjunktur durch die rückläufige, aber immer noch hohe Inflation und damit einhergehend ein restriktives geldpolitisches Umfeld beeinflusst. Der Konsum der privaten Haushalte blieb das gesamte Jahr hindurch gedämpft. Die Exporte litten unter dem eingeschränkten Wachstum der Haupthandelspartner in der Region, was sich negativ auf die Industrieproduktion auswirkte. Der Rückgang der Auslandsnachfrage zeigte sich in den stark von der deutschen Wirtschaft abhängigen Ländern wie Tschechien und Ungarn am deutlichsten. In Rumänien und Ungarn leistete die landwirtschaftliche Produktion einen positiven Beitrag. Kroatien profitierte wieder von einer sehr guten Entwicklung im Tourismussektor und konnte die beste Wirtschafts- entwicklung in der Region vorweisen. Insgesamt lagen die BIP-Wachstumsraten der CEE-Länder 2023 zwischen -0,9% in Ungarn und 2,5% in Serbien.
Trotz der Konjunkturschwäche blieben die Arbeitsmärkte sehr robust, Ungarn und Tschechien wiesen die niedrigsten Arbeitslosenquoten innerhalb der Europäischen Union auf. Die ungarische und die tschechische Nationalbank führten im letzten Quartal des Jahres erste Zinssenkungen durch, die Leitzinsen in der Eurozone lagen zum Jahresende bei 4,5%. Während die tschechische Krone gegenüber dem Euro abwertete, blieben die meisten CEE-Währungen im Jahresverlauf relativ stabil. Am 1. Jänner 2023 trat Kroatien der Eurozone als 20. Mitglied bei, damit sind nun drei der sieben Kernmärkte der Erste Group Teil der Eurozone.
Wie wirkten sich diese Rahmenbedingungen auf unser Ergebnis aus? Kurz zusammengefasst: Der Zinsüberschuss stieg um mehr als 21% auf EUR 7,2 Mrd. Vor allem der Zinszyklus in der Eurozone und das Kundenkreditwachstum in unseren CEE-Märkten haben dabei Rückenwind gegeben. Gleichzeitig erreichte der Provisionsüberschuss mit EUR 2,6 Mrd ein Rekordniveau. Der Anstieg von 7,6% ist umso bemerkenswerter, als die Ausgangsbasis aufgrund des starken Wachstums der letzten Jahre bereits hoch war. Zuwächse konnten in allen Kernmärkten und in fast allen Provisionskategorien erzielt werden, insbesondere Zahlungsverkehr und Vermögensverwaltung entwickelten sich positiv. Insgesamt haben wir Betriebserträge von EUR 10,6 Mrd erwirtschaftet und lagen damit um mehr als 23% über dem Vorjahr. Wie erwartet sind auch die Betriebskosten um fast 10% auf EUR 5 Mrd gestiegen. Der Inflationsdruck wirkte sich auf kollektivvertragliche Gehaltsverhandlungen aus, der Personalaufwand stieg auf knapp unter EUR 3 Mrd. Ein anderer Kostenblock, die für eine Bank typischen regulatorischen Kosten (Zahlungen in Abwicklungsfonds und Einlagensicherungssysteme sowie Banken- und Transaktionssteuern), lag bei etwa EUR 411 Mio. Insgesamt ermöglichte das starke operative Ergebnis für 2023 die für unser Geschäftsmodell exzellente Kosten-Ertrags-Relation von 47,6%.
Die Kreditqualität blieb 2023 sehr gut. Die NPL-Quote stieg nur moderat vom historischen Tiefstwert auf 2,3% zum Jahresende. Insgesamt wurden 2023 (netto) Vorsorgen von EUR 128 Mio gebildet; das entspricht einer Bevorsorgungsquote von 6 Basispunkten des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands. Neben der guten Kreditqualität wirkten sich Auflösungen von Vorsorgen in Zusammenhang mit der Aktualisierung der zukunftsgerichteten makroökonomischen Annahmen (FLIs) sowie mit Vorsorgen für Kreditrisiken auf kollektiver Basis für zyklische Industrien und energieintensive Sektoren positiv aus.
Angesichts der gestiegenen Zinsen und strengerer regulatorischer Vorgaben für Hypothekarkredite in Österreich überrascht es nicht, dass 2023 insbesondere die CEE-Kernmärkte Kreditwachstum verzeichneten. Wachstumsimpulse im Privatkundengeschäft gab es vor allem in Tschechien und Kroatien. Das Kreditgeschäft mit Firmenkunden konnte 2023 nicht an die starke Performance des Vorjahres anschließen, vor allem weil die Investitionslaune im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld gelitten hat. Insgesamt fiel das Nettokundenkreditwachstum mit insgesamt 2,8% auf EUR 233 Mrd daher niedriger aus.
Der Einlagenzufluss setzte sich auch 2023 fort, die Kundeneinlagen stiegen um fast 4%. Besonders erwähnenswert ist in einer Zeit erhöhten Inflationsdrucks und der zunehmenden Verfügbarkeit höher verzinster Anlagealternativen die Stabilität der Einlagen von Privatkunden und KMUs. Aufgrund des Geschäftsmodells und der soliden Marktpositionen verfügt die Erste Group über einen hohen Anteil an granularen Privat-kundeneinlagen, auch zum Jahresende 2023 entfielen mehr als zwei Drittel der gesamten Kundeneinlagen auf diese Kundengruppe. Das geänderte Zinsumfeld resultierte in einer teilweisen Umschichtung von Sicht- zu Termineinlagen. Das Kredit-Einlagen-Verhältnis lag Ende Dezember 2023 bei 89,3%.
Erfreulich war auch die Refinanzierungstätigkeit am Kapitalmarkt. Nicht nur die Holding, sondern auch mehrere lokale Tochtergesellschaften in den CEE-Ländern haben erfolgreich Benchmark-Emissionen in verschiedenen Asset-Klassen begeben und diese sowohl lokal als auch international platziert.
Da mir das Thema sehr wichtig ist, in aller Kürze noch zum Fokusthema Digitalisierung: George kommt eine wichtige Rolle im digitalen Wachstum und in der Transformation zu. Die Anzahl der Nutzer:innen unserer digitalen Plattform George und der digitalen Transaktionen stieg kontinuierlich. Gruppenweit nutzten Ende 2023 fast zehn Millionen Kund:innen George. Mittlerweile wird fast die Hälfte aller Produkte im Privatkundengeschäft digital verkauft. Der Rollout von George Business, unserer Lösung für Firmenkunden, wurde fortgesetzt. Weitere Schwerpunkte im Bereich IT-Modernisierung bleiben die Automatisierung von Transaktionen und Prozessen sowie die digitale Datenanalyse.
Besonders hervorheben möchte ich nochmals die Kapitalstärke der Erste Group. Eine starke Kapitalausstattung ist neben nachhaltiger Profitabilität wichtig, weil sie die Grundvoraussetzung für das Wachstum und die Ausschüttungsfähigkeit der Bank darstellt und das Handlungsspektrum sicherstellt beziehungsweise erweitert. Die Harte Kernkapitalquote (Vollanwendung) lag mit 15,7% Ende Dezember 2023 erheblich über der regulatorischen Mindestanforderung und unserem Zielwert von 14%. Für das Geschäftsjahr 2023 wird der Vorstand der Hauptversammlung eine Dividende von EUR 2,7 pro Aktie vorschlagen. Zusätzlich strebt die Erste Group nach dem im Februar 2024 erfolgreich abgeschlossenen Aktien-rückkaufsprogramm von EUR 300 Mio – vorbehaltlich der regulatorischen Genehmigung – ein weiteres mit einem Volumen von EUR 500 Mio an.
Unsere strategischen Prioritäten auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit basieren auf der Überzeugung, dass dem grünen Wandel und der sozialen Inklusion hohe Bedeutung für den langfristigen Wohlstand unserer Region zukommt. Wir berichten jährlich über unsere Strategie, Ziele, Erfolge, Chancen und Risiken auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit in Übereinstimmung mit den GRI-Standards 2021 und folgen den Empfehlungen der Task Force on Climate Related Financial Disclosures (TCFD). Ich möchte an dieser Stelle zumindest zwei ESG-Ziele im Bereich Umwelt anführen: Bis 2030 streben wir die Erreichung des – gemessen an den CO2-Emissionen – Netto-Null-Betriebs an. Etwas mehr Zeit, bis 2050, benötigen wir für die Erreichung eines Netto-Null-Portfolios.
Weiterführende Informationen nicht nur zu den Zielen und Emissionsreduktionspfaden sowie zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen der Erste Group und verschiedenste ESG-Kennzahlen finden Sie in unserem nichtfinanziellen Bericht.
Im aktuellen Geschäftsjahr 2024 erwarten wir auf Basis eines moderat ansteigenden Wirtschaftswachstums ein Kreditwachstum von etwa 5%. Kombiniert mit negativen Auswirkungen (abhängig von Ausmaß und Zeitpunkten von Zinssenkungen der Zentralbanken) rechnen wir nach zwei Jahren mit enormen Anstiegen für 2024 mit einem moderaten, etwa 3%-igen Rückgang des Zinsüberschusses. Für den Provisionsüberschuss sehen wir eine Fortsetzung des positiven Trends mit einem Plus von etwa 5%. Unter der Annahme eines Anstiegs der Betriebsausgaben von etwa 5% gehen wir davon aus, eine Kosten- Ertrags-Relation von um die 50% erzielen zu können. Angesichts des im Großen und Ganzen stabilen Umfelds rechnen wir 2024 mit Risikokosten von maximal 25 Basispunkten. Schlussendlich sollte daraus eine weiterhin solide Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von etwa 15% resultieren.
Seit der Gründung vor über 200 Jahren ist es unser erklärtes Ziel, finanzielle Unabhängigkeit und Wohlstand für unsere Kund:innen zu schaffen. Als führende Bankengruppe entwickeln wir unserem Auftrag entsprechend unser Angebot weiter: von sozial und ökologisch verantwortlichen Finanzdienstleistungen zu finanzieller Gesundheit und Absicherung. Ich bin überzeugt vom Geschäftspotenzial der Erste Group, der Innovationsfähigkeit und Resilienz gegenüber Herausforderungen aller Art. Sie können darauf vertrauen, dass mein designierter Nachfolger Peter Bosek, der im Juli die Führung der Bank übernehmen wird, gemeinsam mit den gut ausgebildeten und engagierten Mitarbeiter:innen der Erste Group das Kundengeschäft in unseren Kernmärkten sowie Digitalisierung und Innovation weiter vorantreiben wird.
Es ist mir ein besonderes Anliegen, mich noch einmal bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Erste Group für ihren persönlichen Einsatz zu bedanken. Unser gemeinsames Engagement hat geholfen, die Position der Erste Group im CEE-Raum weiter auszubauen. Das Mitarbeiteraktienprogramm trägt dazu bei, dass sie wie alle unsere Aktionärinnen und Aktionäre vom zukünftigen Erfolg der Erste Group profitieren können.
Willi Cernko e.h.
Management
Vorstand
Maurizio Poletto, Chief Platform Officer
Ingo Bleier, Mitglied des Vorstandes für Corporate Banking & Markets
Willi Cernko, Vorsitzender des Vorstandes
Stefan Dörfler, CFO
Alexandra Habeler-Drabek, CRO
David O‘Mahony, COO
(von links nach rechts)
Aufsichtsrat
Friedrich Rödler, Vorsitzender des Aufsichtsrats
Maximilian Hardegg, Erster Stellvertreter des Vorsitzenden
Elisabeth Krainer Senger-Weiss, Zweite Stellvertreterin des Vorsitzenden
Mitglieder:
Christine Catasta, Henrietta Egerth-Stadlhuber, Alois Flatz, Marion Khüny, Mariana Kühnel, Friedrich Santner, Michael Schuster, Michèle F. Sutter-Rüdisser, Christiane Tusek
Vom Betriebsrat entsandt:
Barbara Pichler, Martin Grießer, Andreas Lachs, Karin Zeisel, Markus Haag, Regina Haberhauer
Erste Group am Kapitalmarkt
Die internationalen Börsen haben das Jahr 2023 mit deutlichen Kurszuwächsen beendet. Dieses war insbesondere von den hohen Inflationsraten als Folge von Preisanstiegen und Lieferengpässen bei Rohstoffen und von den fortgesetzten Leitzinsanhebungen der Notenbanken geprägt. 2023 standen die Finanzmärkte erneut im Spannungsfeld zwischen geopolitischen Ereignissen, Zinspolitik, Inflation und Konjunkturentwicklung. Die führenden Zentral- banken (US-Federal Reserve, Fed, und Europäische Zentralbank, EZB) haben bis in das dritte Quartal hinein weitere Zinsschritte gesetzt. Positiven Impulsen für die Aktienmärkte, wie langsam aber stetig rückläufige Inflationsraten und die Erwartung eines moderaten Weltwirtschaftswachstums, standen belastende Faktoren wie geopolitische Konflikte (insbesondere der Krieg in der Ukraine und der Nahostkonflikt) und der starke Anstieg der Renditen für Staatsanleihen in den USA und Europa gegenüber. Die Erwartung einer ausbleibenden Rezession bei sinkenden Inflationsraten und das in diesem Zusammenhang bevorstehende Ende des Zinserhöhungszyklus der Notenbanken führte an den Aktienmärkten zu einer Jahresendrally, bei der mehrere Indizes neue Höchststände erreichten.
Deutliche Kurszuwächse an den Börsen
Nach den Kurseinbußen 2023 verzeichneten die beobachteten Aktienmärkte mit wenigen Ausnahmen zweistellige Kurszuwächse. Einhergehend mit dem Ende des Zinserhöhungszyklus und der Erwartung baldiger Zinssenkungen sowie soliden Umsatz- und Gewinnprognosen der Unternehmen für 2024 konnten die Indizes vor allem im vierten Quartal deutlich zulegen. In den USA beendete der Dow Jones Industrial Average Index, der mit der Jahresendrally einen neuen historischen Höchststand erreichte, den Beobachtungszeitraum mit 37.689,54 Punkten, ein Plus von 13,7% seit Jahresbeginn. Der marktbreitere Standard & Poorʼs 500 Index stieg 2023 um 24,2% auf 4.769,83 Punkte. In Europa verzeichnete der Euro Stoxx 600 Index einen Anstieg von 12,7% im Vergleich zum Ultimo des Vorjahres und beendete das Jahr bei 479,02 Punkten. Der deutsche Aktienindex DAX verzeichnete ebenfalls zum Jahresende seinen historischen Höchststand und stieg um 20,3% auf 16.751,64 Punkte.
Im abgelaufenen Jahr haben vor allem Technologie-Aktien eine deutliche Kurssteigerung erlebt. Der US-Technologie-Index Nasdaq konnte um 43,4% auf 15.011,35 zulegen. In Asien fiel das Bild durchwachsen aus. Während der japanische Nikkei-Index um rund 28% anstieg, fiel der chinesische Shanghai Shenzen CSI 300 Index um etwa 11%.
Ende der restriktiven Zinspolitik erwartet
Als Reaktion auf die Inflationsdynamik hatten die Zentralbanken ihre Nullzinspolitik bereits vor 2023 beendet und deutliche Maßnahmen zur Eindämmung der historisch hohen Teuerung gesetzt, die vor allem von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen befeuert wurden. Die führenden Zentralbanken haben im Berichtsjahr 2023 bis in das dritte Quartal weitere Zinsschritte unternommen. Die US-amerikanische Fed hat bei ihrer bislang letzten Erhöhung Ende Juli, der elften innerhalb von sechzehn Monaten, die Bandbreite für den effektiven Leitzinssatz bei 5,25% bis 5,50% festgesetzt und seither unverändert belassen. Die EZB hat den Leitzinssatz in insgesamt zehn Zinsschritten, zuletzt im September, auf 4,50% erhöht. Mit dem nachlassenden Inflationsdruck hat die Fed für 2024 ein Ende des Zinszyklus und erste Zinssenkungen signalisiert. Die EZB wird vor Bekanntgabe möglicher künftiger Schritte die weitere Inflationsentwicklung abwarten.
Moderates Weltwirtschaftswachstum
Die Weltwirtschaft erwies sich in der ersten Jahreshälfte 2023 als widerstandsfähiger als erwartet, hat sich aber im weiteren Jahresverlauf aufgrund der restriktiveren Finanzierungsbedingungen, des schwachen Handelswachstums und des geringeren Geschäfts- und Verbraucher-vertrauens abgeschwächt. Risiken für die kurzfristigen Aussichten umfassen erhöhte geopolitische Spannungen und stärker als erwartete Auswirkungen der geldpolitischen Straffung. Ebenso hängt das globale Wachstum nach wie vor stark von der Entwicklung der asiatischen Volkswirtschaften (allen voran China) ab. Für 2023 hat der Internationale Währungsfonds (IWF) ein Weltwirtschaftswachstum von 3,1% prognostiziert, das 2024 auf diesem Niveau bleiben sollte. Da die Inflation weiter nachlässt und die Realeinkommen steigen, erwartet der IWF ein Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2025 von 3,2%. Für die Länder der Eurozone wurde 2023 ein Wachstum von 0,5% prognostiziert (2024: 0,9% und 2025: 1,7%) und für die USA wird im Jahr 2023 ein Plus von 2,5% (2024: 2,1%, 2025: 1,7%) erwartet. Für Deutschland, dessen Entwicklung für die Volkswirtschaften in Zentral- und Osteuropa nach wie vor bedeutend ist, wird nach einem leichten Minus im Jahr 2023 für 2024 ein Wachstum von 0,5% und 2025 von 1,6% erwartet.
2023 war ein gutes Jahr für Bankaktien
Nach den im Vorjahr erlittenen Kurseinbußen zählten Banken 2023 zu den bevorzugten Branchen. Trotz einer sich abschwächenden Konjunktur und verschärfter Finanzierungsbedingungen profitierten Banken von gestiegenen Zinsniveaus. Dies begünstigte das Einlagen- und Kreditgeschäft und sorgte für höhere Margen und verbesserte Profitabilität. Unsicherheiten am Bankensektor aufgrund von Insolvenzen dreier US-Institute und der Turbulenzen um die Credit Suisse im ersten Quartal 2023 waren aufgrund der schnellen Interventionen der Aufsichtsbehörden von nur kurzfristiger Natur. Der Dow Jones Euro Stoxx Banks Index, der die wichtigsten europäischen Bankaktien repräsentiert, verzeichnete im abgelaufenen Jahr einen Anstieg von 23,5% auf 118,38 Punkte.
Wiener Börse hinter internationalen Aktienmärkten
Nachdem der heimische Aktienmarkt im Vorjahr einen Kursrückgang von rund 19% verzeichnet hatte, konnte der Austrian Traded Index (ATX) im Jahresverlauf 9,9% an Wert zulegen und beendete das Börsenjahr 2023 zum Jahresultimo bei 3.434,97 Punkten. Mit dieser Entwicklung lag der Wiener Leitindex hinter den internationalen Indizes. Die geopolitischen Spannungen, insbesondere der andauernde Krieg in der Ukraine, führte zu einer vorsichtigeren Haltung internationaler Investoren und damit zu einer im Vergleich gedämpften Kursentwicklung.
Zweistelliges Kursplus
Nach den Kurseinbußen des Vorjahres verzeichnete die Aktie der Erste Group im abgelaufenen Jahr deutliche Zugewinne und beendete den Beobachtungszeitraum bei einem Schlusskurs von EUR 36,73 mit einem Plus von 22,8%. Ihren höchsten Schlusskurs im Jahr 2023 erreichte die Erste Group-Aktie am 4. Dezember mit EUR 37,23, der Jahrestiefststand von EUR 28,19 wurde am 24. März verzeichnet. Ausschlaggebende Faktoren für die Kursentwicklung waren neben der positiven Einschätzung der Branche die über den Erwartungen der Analysten gelegenen Ergebnisse sowie die nach oben revidierten Ziele für das Jahr 2023. Ebenso lagen die Erwartungen für 2024, davon die Eigenkapitalverzinsung (ROTE), künftige Bankensteuern und nicht zuletzt zu erwartende Kapitalausschüttungen im Fokus der Marktteilnehmer.
Mitarbeiteraktienprogramm
Nach der erfolgreichen Umsetzung des Mitarbeiteraktienprogramms im Vorjahr hatten die Mitarbeiter:innen der Erste Group auch 2023 die Möglichkeit, Aktien der Erste Group zu erwerben. 2023 haben rund 35.000 Mitarbeiter:innen an diesem Programm teilgenommen, nach rund 30.000 im Jahr davor. Mit der erfolgreichen Fortsetzung wurde die Erste Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung, in der die Stimmrechte der über das Mitarbeiteraktienprogramm erworbenen Aktien gebündelt werden, weiter gestärkt.
Aktienrückkaufprogramm
Die Hauptversammlung der Erste Group hat am 12. Mai 2023 einen Aktienrückkauf in Höhe von bis zu EUR 300 Mio beschlossen. Anfang August erfolgte die Genehmigung der EZB, und von 16. August 2023 bis 16. Februar 2024 wurden insgesamt 8.887.092 eigene Aktien erworben. Die Einziehung der rückerworbenen Aktien wurde mit Wirkung zum 24. Februar 2024 im Firmenbuch eingetragen. Die Aktienanzahl hat sich entsprechend verringert.
Aktienanzahl, Marktkapitalisierung, Handelsvolumen
Die Anzahl der Aktien der Erste Group Bank AG blieb im abgelaufenen Jahr unverändert bei 429.800.000 Stück. Die Marktkapitalisierung der Erste Group lag mit EUR 15,8 Mrd zum Jahresultimo 2023 um 22,5% über dem Wert des Jahresultimo 2022 (EUR 12,9 Mrd). Die Anzahl der Aktien reduzierte sich im Februar 2024 im Zusammenhang mit dem abgeschlossenen Aktienrückkaufprogramm auf 420.912.908.
Die Erste Group notiert an den Börsenplätzen Wien, Prag und Bukarest, die Hauptbörse ist Wien. Dort lag im abgelaufenen Jahr das durchschnittliche Handelsvolumen bei 1.169.113 Aktien pro Tag.
Nachhaltigkeitsindizes und -ratings
Im VÖNIX, dem Nachhaltigkeitsindex der Wiener Börse, ist die Erste Group-Aktie seit seiner Gründung im Jahr 2005 repräsentiert. 2011 wurde die Erste Group-Aktie auch in den STOXX Global ESG Leaders Index aufgenommen, in dem auf Basis des STOXX Global 1800 die besten nachhaltigen Unternehmen weltweit vertreten sind. 2016 folgte die Aufnahme der Erste Group-Aktie in die FTSE4Good Index Series, 2017 in den Euronext Vigeo Index (seit 2023 Moody’s Analytics): Eurozone 120. Darüber hinaus hält die Erste Group seit 2018 den Prime Status nach ISS ESG Corporate Ratings. Nach MSCI Rating ist die Erste Group mit AA eingestuft, Sustainalytics stuft die Erste Group mit niedrigem Risiko ein. 2023 hat die Erste Group zum zweiten Mal am CDP-Rating teilgenommen und wurde unverändert mit einem B-Rating eingestuft.
Dividende
Die Dividendenpolitik der Erste Group ist an die Profitabilität, die Wachstumsaussichten und die Kapitalerfordernisse der Bank gekoppelt. Dabei wird eine Ausschüttungsquote von 40 bis 50% angestrebt, basierend auf dem Nettogewinn, abzüglich der Kuponzahlungen für das Zusätzliche Kernkapital (AT1, Additional Tier 1).
Die am 12. Mai 2023 abgehaltene 30. ordentliche Hauptversammlung wurde als Präsenzveranstaltung durchgeführt. Die Hauptversammlung hat für das Geschäftsjahr 2022 die Auszahlung einer Dividende von EUR 1,90 je Aktie beschlossen, die am 19. Mai 2023 erfolgte. Für das Geschäftsjahr 2023 hat das Management eine Dividende in Höhe von EUR 2,70 je Aktie geplant.
Moody’s hat 2023 das Rating der Erste Group auf A1/P-1 ange-hoben und hielt den stabilen Ausblick bei. Die Ratings von Standards & Poor’s (A+/A-1) und Fitch (A/F1) blieben 2023 unverändert, jeweils mit stabilem Ausblick.
Wie auch im vorangegangenen Jahr öffnete Erste Group 2023 mit einem Pfandbrief den Kapitalmarkt für Emittenten aus dem Finanzbereich. Dem EUR 1 Mrd-Hypothekenpfandbrief mit 6-jähriger Laufzeit, gepreist mit einem finalen Aufschlag über Midswap von +20bps, folgte bereits in der Woche darauf eine EUR 750 Mio grüne Senior Preferred-Anleihe im kündbaren 8NC7 Format (MS+125bps).
Nach den Verwerfungen am Kapitalmarkt im März 2023 bewies ein EUR 1 Mrd-Hypothekenpfandbrief mit 4 1/2-jähriger Laufzeit und einem Aufschlag von MS+20bps den guten Kapitalmarktzugang der Erste Group. Im Mai kehrte die Erste Group mit einer EUR 750 Mio Senior Preferred-Anleihe an den Kapitalmarkt zurück. Die Transaktion im 7NC6-Format konnte bei MS+125bps begeben werden.
Der Höhepunkt des Fundingjahres stellte die Neuemission einer EUR 500 Mio perpNC5.6 8.5%-Anleihe dar, die gleichzeitig mit einem Rückkaufangebot für eine bestehende AT1-Emission angekündigt wurde. Das Rückkaufangebot wurde von 66% der Investoren angenommen und trug wesentlich zur Optimierung der Verbindlichkeiten-Struktur bei.
Das Fundingjahr 2023 fand im November mit der Begebung eines EUR 750 Mio-Hypothekenpfandbriefs mit 5 1/2-jähriger Laufzeit (MS+40bps) seinen Abschluss.
Offene und laufende Kommunikation mit Investor:innen und Analyst:innen
Im abgelaufenen Jahr hat das Management gemeinsam mit dem Investor Relations-Team insgesamt 244 Einzel- oder Gruppentermine wahrgenommen. Sowohl im Rahmen von Präsenzveranstaltungen als auch virtuell während Telefon- oder Videokonferenzen wurden Fragen von Investoren und Analysten beantwortet. Im Anschluss an die Präsentation des Jahresergebnisses 2022 fanden, erstmals seit 2019, wieder das Analystendinner und ein Roadshow-Tag mit Investorenterminen in London statt. Ebenso wurden nach den Ergebnisveröffentlichungen für das erste und dritte Quartal Roadshows in Europa und den USA durchgeführt. Im Rahmen von internationalen Banken- und Investorenkonferenzen, veranstaltet von Wiener Börse, HSBC, PKO, Morgan Stanley, Concorde, RCB, UBS, Deutsche Bank, Bank of America, Goldman Sachs, Barclays, mBank und Wood, wurden die wirtschaftliche Entwicklung und die Strategie der Erste Group vor dem Hintergrund des aktuellen Umfeldes präsentiert. Auch der Dialog mit Anleiheinvestoren wurde bei insgesamt 63 Terminen weiter intensiviert. Bei Konferenzen, Roadshows und Investorentagen, veranstaltet von European Covered Bond Council (ECBC), LBBW, UBS, Ci-tigroup, Danske Bank und Barclays, fanden zahlreiche Einzelgespräche mit Analysten und Portfoliomanagern statt. Auf der Internetseite https://www.erstegroup.com/ir werden umfassende Informationen zur Erste Group und zur Erste Group-Aktie veröffentlicht. Das Investor Relations-Team ist für Investor:innen und Interessierte auch auf der Social Media-Plattform X (vormals Twitter) unter https://www.x.com/ErsteGroupIR präsent. So erhalten interessierte Nutzer:innen laufend die aktuellsten Informationen über die Erste Group im Social Web. Nähere Informationen dazu sowie zum News/Berichts-Abo und Erinnerungsservice sind unter https://www.ersteg-roup.com/de/investoren/ir-service verfügbar.
Empfehlungen der Analyst:innen
Im Jahr 2023 veröffentlichten 21 Analyst:innen regelmäßig Berichte über die Erste Group. Folgende nationale und internationale Finanzanalyst:innen beobachteten die Erste Group Bank AG-Aktie: Autonomous, Bank of America, Barclays, Carraighill, Citigroup, Concorde, Deutsche Bank, Exane BNP, Goldman Sachs, HSBC, JP Morgan, JT Banka, KBW, Kepler Cheuvreux, mBank, Mediobanca, PKO, RBI, Société Générale, UBS und Wood. Zum Jahresende gab es von den Analysten 17 Kaufempfehlungen, drei Neutral-Empfehlungen und ein Underperform-Rating für die Erste Group-Aktie. Das durchschnittliche Kursziel lag zum Jahresende bei EUR 46,3. Laufend aktualisierte Analystenschätzungen zur Erste Group-Aktie werden im Internet veröffentlicht unter https://www.erstegroup.com/de/investoren/aktie/analystenschaetzungen.
* Vergleich seit IPO entfällt, da die Erste Group erst seit 16. Jänner 1998 im Index gewichtet ist.
IPO ... Initial Public Offering/Börseneinführung, SPO ... Secondary Public Offering/Kapitalerhöhung
1 Anteile Erste Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung, Sparkassenstiftungen im Syndikat, Eigenbestand der Sparkassen
2 Unbekannte institutionelle und private Investoren
3 Inkl. Market Makers, Prime Brokerage, Proprietary Trading, Collateral und Stock Lending. Positionen ersichtlich durch Banklisten bei Depotbanken
Aktienchart
Wertentwicklungen unter 12 Monaten haben aufgrund der kurzen Dauer wenig Aussagekraft. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Finanzinstruments zu. Daten 15 Minuten verzögert.
Quelle: FactSet