99,8 Prozent der Unternehmen in Österreich sind kleine und mittlere Unternehmen, kurz KMU. Sie beschäftigen 66 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Österreich und tragen mit 163 Milliarden Euro 57 Prozent zur marktorientierten Wertschöpfung bei 1. Das aktuelle Wirtschaftsumfeld stellt die heimischen KMU allerdings vor zahlreiche Herausforderungen. Trotzdem blickt der überwiegende Teil von ihnen optimitisch in die Zukunft. Das zeigt eine repräsentative IMAS-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen.
Gut kapitalisiert für die Aufgaben von morgen
Mit Blick in die Zukunft gehen 84 Prozent der KMU davon aus, von steigenden regulatorischen Anforderungen und Bürokratie betroffen zu sein. Sieben von zehn sehen den Arbeitskräftemangel und die Finanzierung ihres Unternehmens als herausfordernd an. 65 Prozent geben die Digitalisierung als Herausforderung für die nächsten zwei bis drei Jahre an, während die Hälfte der heimischen Mittelständler den Weg zur CO2-Neutralität und die gesetzlichen Vorgaben dazu als komplexe Aufgabe erwarten. „Wir begleiten aktuell sehr viele Unternehmen bei der Umsetzung von nachhaltigen Lösungen. Da geht es neben Finanzierungen auch um Förderungen und die Erfüllung von regulatorischen Auflagen. In diesem komplexen Gebiet haben wir eine sehr breite Expertise aufgebaut, die unseren Kund:innen zugutekommt“, so Unterdorfer weiter.
Trotz des abgekühlten Wirtschaftsumfelds und vielfältigen Herausforderungen bleiben die KMU dank ihrer guten Eigenkapitalausstattung resilient: „Viele Unternehmen konnten ihre Kapitalbasis nachhaltig stärken und stehen auf sehr gesunden Beinen. Das macht sie widerstandsfähiger und ermöglicht ihnen gezielt in ihre Zukunft zu investieren.“ Dies unterstreichen auch Daten der Creditreform aus dem Frühjahr 2023: Über die letzten zehn Jahre ist der Anteil der KMU mit einem Eigenkapitalanteil von über 30 Prozent von 33 auf 39 Prozent gestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl jener, die über weniger als 10 Prozent Eigenmittel verfügen von 22 auf 19 Prozent zurückgegangen.
Dauerbrenner Digitalisierung unverändert wichtig
Spätestens mit der Pandemie steht das Thema „Digitalisierung“ auf der Prioritätenliste der heimischen Unternehmen weit oben. Das zeigen auch Trend-Zahlen aus der Vergangenheit: War Digitalisierung 2017 noch für 68 Prozent wichtig, waren es 2022 81 Prozent. Die gestiegene Bedeutung lässt sich auch am hohen Digitalisierungsgrad vieler Unternehmen erkennen und auch heuer liegt der Stellenwert der Digitalisierung mit 77 Prozent auf einem unverändert hohen Niveau. „Die Digitalisierung ist aus unseren Leben und den Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Die Pandemie war ein Katalysator für diese Entwicklung, die positiven Effekte überdauern diese aber langfristig und mit KI sind wir schon mitten im nächsten Megatrend“, so Unterdorfer. Ein Megatrend, den laut Umfrage schon jedes fünfte heimische KMU im Einsatz hat.
Heimische Betriebe treiben grüne Transformation voran
Nachhaltigkeit und die grüne Transformation ihres Betriebs sind für sieben von zehn KMU „sehr“ oder „eher wichtig“ – insbesondere in den Bereichen Energie und Wertschöpfungskette. Den Umstieg auf alternative Energieformen hat mehr als ein Viertel der Unternehmen bereits abgeschlossen, bei jeweils rund einem Fünftel ist er im Gange (19 Prozent) oder in Planung (17 Prozent). Bei 23 Prozent der Unternehmen ist aktuell kein Umstieg geplant.
Ein Anstoß zum Umstieg war für rund die Hälfte der Unternehmen die gestiegenen Energiekosten. Bei 21 Prozent der Unternehmen haben sie das Umdenken „sehr“, bei 32 Prozent „etwas“ gefördert. „Natürlich waren die Preissteigerungen im Energiebereich ein Weckruf für viele Unternehmen“, so Unterdorfer weiter. Die Tatsache, dass sie allerdings für lediglich ein Fünftel der unmittelbar ausschlaggebende Grund zum Umdenken war, zeige, dass „viele Unternehmen sich schon länger aktiv mit dem Thema beschäftigen und die Notwendigkeit und das Potential früh erkannt haben.“
1 KMU im Fokus 2023, Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft
Zur Studie: Erste Bank und Sparkassen beauftragten das Meinungsforschungsinstitut IMAS mit der Durchführung einer Umfrage unter Österreichs Klein- und Mittelunternehmen. Die Studie wurde von 9. Jänner bis 16. Februar 2024 telefonisch mithilfe des CATI-Systems (Computer Assisted Telephone Interviewing) durchgeführt. Die Befragung ist repräsentativ für KMU in Österreich. Befragt wurden in erster Linie Geschäftsführer:innen (ansonsten kaufmännische Direktor:innen oder Finanzchef:innen). Bei Fragen, die in der Vergangenheit vergleichbar gestellt wurden, sind Vergleich zu den Studien vom April/Juni 2022, März 2020 beziehungsweise April 2017 möglich. Insgesamt wurden 900 Interviews mit KMU (2 – 50 Millionen Euro Jahresumsatz) in ganz Österreich geführt.