12.01.2023
Ausblick Wirtschaft, Finanzmärkte und Wiener Börse 2023:
ATX: Kurspotential aufgrund historisch günstiger Bewertung
- Wachstumspotenzial in CEE-Region unverändert attraktiv
- Margen der Unternehmen deutlich über historischem Schnitt
- Bewertung und Dividendenrendite verglichen mit internationalen Indizes höchst attraktiv
Trotz Rekordergebnissen vieler heimischer Unternehmen ist der ATX im abgelaufenen Jahr stark unter Druck gekommen. Der österreichische Leitindex erwies sich aufgrund der geographischen Nähe zum Krieg, seiner Zusammensetzung sowie Größe volatiler als andere Märkte. Starke Unternehmensergebnisse kombiniert mit gefallenen Kursen ergeben unter dem Strich aber historisch günstige Bewertungen und attraktive Dividendenrenditen. Ein anhaltender Fokus auf Value-Stocks sollte die Entwicklung des ATX begünstigen.
Aktien bleiben attraktiv
Die alles bestimmenden und stark zusammenhängenden Themen wie der Krieg in der Ukraine, die Inflation und das steigende Zinsniveau haben die Aktienmärkte 2022 stark belastet. Nach starken Zinsschritten Anfang und Mitte des Jahres sind die Fed sowie die EZB im Dezember 2022 zu geringeren Zinserhöhungen übergegangen. Die Analyst:innen der Erste Group gehen davon aus, dass die Zinserhöhungen im Mai (Eurozone) und im März (USA) 2023 enden werden und es mit dem Erreichen des Höhepunkts der Inflation wieder zu einer Normalisierung an den Finanzmärkten kommen sollte.
„In diesem Umfeld ist besonders auf Ergebnisstärke und Qualität von Bilanzen zu achten. Und hier sehen wir österreichische Unternehmen gut positioniert. Auch wenn Renditen 10-jähriger österreichischer Staatsanleihen zwischenzeitlich auf fast 3% gestiegen sind, halten wir vor allem langfristig Aktien für deutlich attraktiver“, so Fritz Mostböck, Leiter Bereich Group Research. Der österreichische Leitindex bietet bei der aktuellen Bewertung Wachstumspotential im leicht 2-stelligen Prozentbereich (= 3.700 Punkte im ATX).
Positiver Ausblick für Bankensektor und günstige Bewertung
Der ATX notiert aktuell, sowohl international als auch historisch betrachtet, mit deutlichen Abschlägen. Bezogen auf die prognostizierten Gewinne für 2022 erreicht der ATX ein KGV von 6x, was deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 13x liegt. „Auch wenn sich das Gewinnniveau des Jahres 2022 voraussichtlich nicht halten lässt, so sehen wir die KGVs bezogen auf 2023 bei 7,1x und 2024 7,5 und damit als deutlich zu günstig an“, meint Christoph Schultes, Chief Equity Analyst Österreich. Die Kombination aus Unterbewertung und positiver Gewinnentwicklung machen europäische Banken besonders interessant, wovon letztendlich auch der ATX profitieren sollte. „Generell bevorzugen wir auf Jahressicht eher ‚Value‘ Aktien gegenüber ‚Growth‘ und ‚Zykliker‘ gegenüber ‚defensiven Werten‘. Als besonders interessante Einzeltitel sehen wir die OMV, Andritz, Wienerberger und DO & CO“, ergänzt Schultes.
Kursrückgänge bieten Einsteigsgelegenheiten
Der ATX hat sich nach Meinung der Erste Group Analyst:innen im letzten Jahr unter seinem Wert schlagen müssen. Das führt zu einer historisch günstigen Bewertung, so Mostböck abschließend: „Wir denken, dass der österreichische Leitindex internationale Indizes in diesem Jahr out-performen sollte. Selbst unser Kursziel von 3.700 Punkten im ATX impliziert ein KGV von 8x basierend auf prognostizierten Ergebnissen 2023 und lässt prinzipiell weiter Luft nach oben.“