01.12.2016
Erste Group Money Study: Sparen – jetzt erst recht
- In Zentral- und Osteuropa (CEE) wird trotz des anhaltend niedrigen Zinsniveaus auch weiterhin eifrig gespart
- Ungarn und Österreicher sparen monatlich mehr, während Kroaten und Serben weniger zur Seite legen
- Sparbücher und Sparkonten sind die bei weitem beliebtesten Sparformen – wohl auch eine Folge der in der CEE-Region stark ausgeprägten Risikoaversion
- Kapitalmarkt-orientierte Anlageprodukte gehören nicht zu den Top 3 favorisierten Spar- oder Anlageinstrumenten
- Niedrigere Sparzinsen führen nicht zu höherem Konsum sondern dazu, dass Geld Familienmitgliedern zur Verfügung zu stellen
- Statt größere Anschaffungen zu tätigen, wird mehr Geld für den täglichen Bedarf ausgegeben
- In Zentral- und Osteuropa (CEE) wird trotz des anhaltend niedrigen Zinsniveaus auch weiterhin eifrig gespart
- Ungarn und Österreicher sparen monatlich mehr, während Kroaten und Serben weniger zur Seite legen
- Sparbücher und Sparkonten sind die bei weitem beliebtesten Sparformen – wohl auch eine Folge der in der CEE-Region stark ausgeprägten Risikoaversion
- Kapitalmarkt-orientierte Anlageprodukte gehören nicht zu den Top 3 favorisierten Spar- oder Anlageinstrumenten
- Niedrigere Sparzinsen führen nicht zu höherem Konsum sondern dazu, dass Geld Familienmitgliedern zur Verfügung zu stellen
- Statt größere Anschaffungen zu tätigen, wird mehr Geld für den täglichen Bedarf ausgegeben
„Das extreme Niedrigzinsumfeld führt in unserer Region dazu, dass die Menschen mehr sparen. Dies mag auf den ersten Blick überraschen, bestätigt jedoch, dass niedrigere Zinsen nicht konsumfreudiger machen. Ganz im Gegenteil: Die vielschichtige Unsicherheit stärkt die Nachfrage nach den sichersten Möglichkeiten der Geldanlage, im CEE-Raum noch stärker als in anderen Teilen Europas.
Dies bestätigt unsere Einschätzung, dass das aktuelle Zinsumfeld insbesondere jene Menschen trifft, die im Lauf der nächsten zehn Jahre in Pension gehen werden. Denn deren Ansparpläne werden am stärksten darunter leiden. Unsere Money Study zeigt auch, dass breite Schichten der Bevölkerung in CEE über gar keine überschüssigen Mittel verfügen, die sie ansparen könnten. Selbst unter jenen, die Ersparnisse bilden können, sind viele unzufrieden, weil es ihnen nicht möglich ist, die Auswirkungen des niedrigeren Zinsniveaus durch ein höheres Sparvolumen zur Gänze auszugleichen.
Den Trend zum Sparen spüren wir im Moment besonders stark: in den ersten drei Quartalen stiegen unsere Kundeneinlagen um mehr als sechs Milliarden Euro. Als Reaktion auf die wahrscheinlich noch länger so niedrig bleibenden Zinsen bleibt den Kunden eigentlich nur der Schritt ins Risiko, wenn sie jene Erträge erzielen wollen, die sie benötigen, um ihre Pensionsvorsorgen und sonstigen langfristigen Finanzpläne abzusichern. Als Banken haben wir hier eine besondere Aufgabe: Wir müssen mit jedem einzelnen Kunden darüber sprechen, mit welchem individuellen Ansatz er im derzeit schwierigen Umfeld am besten seinen Weg findet", resumiert Peter Bosek, Privatkundenvorstand der Erste Group das Ergebnis der Studie.
Trotz des anhaltenden Niedrigzinsumfelds ist es für die Menschen in Zentral- und Osteuropa nach wie vor enorm wichtig, einen „Notgroschen“ für schlechte Zeiten zur Seite zu legen. Die ausgeprägte Risikoaversion der Menschen in CEE und ihr vergleichsweise bescheidenes Wissen über Kapitalmarkt-orientierte Anlageprodukte tragen dazu bei, dass in der Region immer noch das klassische Sparkonto beziehungsweise das Sparbuch dominieren. Diese und weitere Erkenntnisse darüber, wie die Menschen in Zentral- und Osteuropa ihr Geld sparen, investieren und ausgeben, sind in der heute vorgestellten jüngsten Ausgabe des Erste Group Money Study zusammengefasst.
CEE: Sparen genießt nach wie vor einen hohen Stellenwert
Geld zur Seite zu legen hat für die Menschen in der CEE-Region nichts an Attraktivität eingebüßt. In der in sechs CEE-Märkten (Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Serbien) und Österreich durchgeführten Umfrage gaben zwischen zwei Drittel und vier Fünftel der Befragten an, sparen sei für sie „sehr“ oder „eher“ wichtig. Die tatsächliche Entwicklung der monatlichen Sparleistung entwickelte sich in den einzelnen Ländern jedoch unterschiedlich. In Österreich stieg der durchschnittliche monatliche Sparbetrag gegenüber dem Vorjahr um 7,5% auf EUR 216, womit die Österreicher wieder die Sparmeister der Region sind. Während die Sparer in Ungarn ihre durchschnittliche monatliche Sparsumme im Jahresabstand um 10,6% auf EUR 52 und damit am stärksten steigern konnten, war der Zuwachs in der Slowakei (plus 3,2% auf EUR 97) und in Tschechien (plus 1,3% auf EUR 77) etwas gedämpfter. In Rumänien stagnierte die durchschnittliche monatliche Sparleistung, in Kroatien (minus 5% auf EUR 57) und Serbien (ein Minus von fast 3% auf EUR 34) war sie sogar rückläufig.
Trotz der stärksten jährlichen Steigerung des durchschnittlichen monatlichen Sparbetrags sind die meisten ungarischen Sparer mit ihrer Sparleistung unzufrieden. Ähnliches gilt für Serbien und Kroatien. Nur in Österreich und in Tschechien ist der Anteil der zufriedenen Sparer höher als jener der unzufriedenen. In allen CEE-Märkten, die an der Studie teilnahmen, ist der Anteil jener Sparer, die angeben, nun weniger zu sparen als noch vor zwei oder drei Jahren höher als der Prozentsatz jener Personen, die jetzt mehr zur Seite legen können. Den größten Anteil haben aber immer noch jene, die angeben, ihre Sparleistung sei in etwa gleich geblieben. Zur kritischen Einstellung der Sparer kommt noch die Tatsache, dass bei Befragung der Gesamtbevölkerung in vier von sechs teilnehmenden CEE-Staaten eine Mehrheit der Befragten angab, sie verfüge nicht über genug Geld, um überhaupt regelmäßig etwas zur Seite legen zu können.
Die unterschiedlichen Sparmöglichkeiten in der CEE-Region spiegeln im Großen und Ganzen die unterschiedlichen Antworten auf die Frage wider, wie sich die allgemeine finanzielle Lage der Befragten in der vergangenen zwei oder drei Jahren entwickelt habe. Während in allen Ländern eine relative Mehrheit der Befragten meinte, ihre Lage sei weitgehend gleich geblieben, war der Anteil jener, die sagten, ihre Lage habe sich verbessert, nur in Tschechien und der Slowakei signifikant größer als der Anteil jener, die angaben, ihre Lage habe sich verschlechtert.
Die Sparneigung wird von Risikoaversion, dem Wunsch für „schlechte Zeiten“ vorzusorgen und der Finanzbildung bestimmt
Klassische Sparprodukte wie Sparbücher, Sparkarten und Sparkonten sind in fast allen Ländern der CEE-Region nach wie vor die beliebteste Sparform, obwohl das sinkende Zinsniveau den Ertrag dieser Produkte praktisch auf Null fallen ließ. Die unbestrittene Dominanz herkömmlicher Sparprodukte ist darauf zurückzuführen, dass das Anlegen eines „Notgroschens“ immer noch der bei weitem häufigste Grund für das Sparen ist, wobei die Menschen in der CEE-Region den einfachen Zugriff auf ihr Geld, den klassische Sparprodukte bieten, schätzen. Die ungebrochene Beliebtheit des traditionellen Sparbuchs ist auch ein Zeichen der Risikoaversion, die in Zentral- und Osteuropa deutlich zu erkennen ist. Der Anteil der Befragten, die sich selbst bei der Geldanlage als „sehr“ oder „eher“ sicherheitsbewusst bezeichneten, reicht von 68% in der Slowakei bis zu 84% in Kroatien. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil der Befragten, die sich als „eher“ oder „sehr“ risikobereit beschreiben, zwischen 4% in Rumänien und 10% in Ungarn.
Neben dieser weit verbreiteten Risikoaversion schränkt auch die Finanzbildung der Konsumenten deren Bereitschaft zur Nutzung stärker Kapitalmarkt-orientierter Anlageprodukte, die höhere Erträge bieten können, aber auch mehr Risiko in sich bergen, ein. Auf die Frage, wie gut sie sich über Finanzthemen und Bankprodukte informiert fühlen, antwortete der größte Anteil der im Rahmen der Spar-Barometer-Studie Befragten „neutral“. Der Anteil jener, die sich „sehr“ oder „eher“ gut informiert fühlen, war in der Slowakei mit 34% am höchsten. Im Gegensatz dazu bewerten 44% der Serben und 43% der Rumänen ihr Finanzwissen als „sehr“ oder „eher“ ungenügend. In Tschechien, Ungarn und Kroatien wurde die Frage, ob man gut über verschiedene Geldanlagemöglichkeiten Bescheid wisse, von mehr Personen mit „nein“ als mit „ja“ beantwortet.
Das niedrige Zinsniveau hat nicht zu mehr Konsum animiert
Aufgrund mangelnden Wissens oder einer Skepsis gegenüber Kapitalmarkt-orientierten Produkten wie Wertpapieren und Beteiligungen reagieren die Menschen in CEE auf das Niedrigzinsumfeld unterschiedlich. In der gesamten Region steigt der Anteil der Befragten, die Geld an Kinder, Enkel oder andere Familienmitglieder weitergeben. In der Slowakei und in Rumänien beispielsweise gaben mehr als 50% der Befragten an, dies 2016 getan zu haben. Der Abschluss von Lebensversicherungen oder Privatpensionen und das Halten von Ersparnissen auf Girokonten werden in der Region ebenfalls immer beliebter. Jedenfalls reagieren die Menschen in CEE auf das fast völlige Ausbleiben von Sparerträgen nicht damit, dass sie ihr Geld für Einkäufe ausgeben – mehr Konsum findet sich in keinem der untersuchten Länder unter den fünf häufigsten Antworten.
Dies entspricht auch den Ergebnissen, die aus der Money Study zur Ausgabenentwicklung in der Region abzulesen sind. Während die große Mehrheit der Befragten angibt, ihre Ausgaben für Güter des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel und Kleidung sowie Notwendigkeiten wie Gesundheit und Wohnen seien in den letzten zwei oder drei Jahren stabil geblieben oder angestiegen, haben weite Schichten der Bevölkerung in CEE ihre Ausgaben für den gehobenen Bedarf wie Unterhaltungselektronik, Ausgehen oder Urlaub reduziert oder ganz gestrichen.
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