Investoreninformationen 2024

02.08.2024 - Erste Group: Ergebnis für das 1. Halbjahr 2024

Erste Group erwirtschaftet im ersten Halbjahr 2024 einen Nettogewinn von EUR 1.629 Mio

HIGHLIGHTS

GuV-Zahlen: 1-6 2024 verglichen mit 1-6 2023
Bilanzzahlen: 30. Juni 2024 verglichen mit 31. Dezember 2023

Der Zinsüberschuss stieg aufgrund von Zinserhöhungen in der Eurozone sowie des höheren Kreditvolumens auf EUR 3.687 Mio (+3,5%; EUR 3.561 Mio), in allen Kernmärkten außer Österreich. Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf EUR 1.423 Mio (+11,6%; EUR 1.275 Mio). Zuwächse gab es in allen Kernmärkten, insbesondere in der Vermögensverwaltung sowie bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen. Das Handelsergebnis verringerte sich auf EUR 137 Mio (EUR 270 Mio), die Position Gewinne/ Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert, erhöhte sich auf EUR 111 Mio (EUR -64 Mio). Die Entwicklung beider Positionen war hauptsächlich auf Bewertungseffekte zurückzuführen. Die Betriebserträge stiegen auf EUR 5.522 Mio (+7,0%; EUR 5.161 Mio). Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich auf EUR 2.548 Mio (+3,1%; EUR 2.472 Mio). Aufgrund von Gehaltserhöhungen stiegen die Personalaufwendungen auf EUR 1.534 Mio (+5,1%; EUR 1.459 Mio). Die Sachaufwendungen stiegen auf EUR 745 Mio (+0,9%; EUR 738 Mio). Während sich die in den Sachaufwendungen verbuchten Beiträge in Einlagensicherungssysteme – für 2024 bereits fast gänzlich verbucht – auf EUR 69 Mio (EUR 114 Mio) verringerten, sind die IT-Aufwendungen auf EUR 301 Mio (EUR 265 Mio) gestiegen. Die Abschreibungen beliefen sich auf EUR 270 Mio (-1,9%; EUR 275 Mio). Insgesamt stieg das Betriebsergebnis deutlich auf EUR 2.974 Mio (+10,6%; EUR 2.689 Mio), die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 46,1% (47,9%).

Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich auf EUR -126 Mio bzw. auf 12 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (EUR 29 Mio bzw. 3 Basispunkte). Dotierungen von Wertberichtigungen für Kredite und Darlehen wurden insbesondere in Österreich und Rumänien vorgenommen. Positiv wirkten sich Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen (insbesondere in Österreich) aus. Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite erhöhte sich leicht auf 2,4% (2,3%). Die NPL-Deckungsquote (ohne Sicherheiten) ging auf 80,6% (85,1%) zurück.

Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf EUR -254 Mio (EUR -283 Mio). Darin ist die Dotierung einer Rückstellung in Zusammenhang mit der Zwischenbankbefreiung gemäß § 6 Abs 1 Z 28 (2. Satz) UStG in Höhe von EUR 90 Mio enthalten. Diese Befreiung könnte durch den Europäischen Gerichtshof oder die Europäische Kommission als eine mit dem Unionsrecht unvereinbare Beihilfe eingestuft und rückgefordert werden. Die bereits für das gesamte Jahr 2024 erfassten Aufwendungen für jährliche Beitrags-zahlungen in Abwicklungsfonds verringerten sich deutlich auf EUR 28 Mio (EUR 114 Mio), da im Jahr 2024 in der Eurozone keine regulären Beiträge eingehoben werden. Bankenabgaben wurden in vier Kernmärkten entrichtet. Im sonstigen betrieblichen Erfolg sind EUR 134 Mio (EUR 121 Mio) erfasst, davon entfielen EUR 96 Mio (EUR 101 Mio) auf Ungarn. Die Bankensteuer in Österreich lag bei EUR 20 Mio (EUR 20 Mio), in Rumänien bei EUR 18 Mio (2024 neu eingeführt). Die Bankensteuer in der Slowakei von EUR 46 Mio wird in der Position Steuern vom Einkommen verbucht.

Die Steuern vom Einkommen beliefen sich auf EUR 531 Mio (EUR 439 Mio). Das den nicht beherrschenden Anteilen zuzurechnende Periodenergebnis verringerte sich infolge geringerer Ergebnisbeiträge der Sparkassen auf EUR 431 Mio (EUR 508 Mio). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis stieg dank des starken Betriebsergebnisses und des verbesserten sonstigen betrieblichen Erfolgs auf EUR 1.629 Mio (EUR 1.490 Mio).

Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf EUR 26,3 Mrd (EUR 26,1 Mrd). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter lag das Harte Kernkapital (CET1, final) bei EUR 23,7 Mrd (EUR 22,9 Mrd), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) bei EUR 30,1 Mrd (EUR 29,1 Mrd). Bei der Berechnung wurde der Zwischengewinn des ersten Halbjahrs berücksichtigt. Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert, stieg auf EUR 153,2 Mrd (EUR 146,5 Mrd).

Die Harte Kernkapitalquote (CET1-Quote, final) belief sich auf 15,5% (15,7%), die Gesamtkapitalquote auf 19,6% (19,9%).

Die Bilanzsumme stieg auf EUR 344,1 Mrd (+2,1%; EUR 337,2 Mrd). Auf der Aktivseite verringerten sich Kassenbestand und Guthaben auf EUR 26,2 Mrd (EUR 36,7 Mrd), Kredite an Banken erhöhten sich – insbesondere in Österreich und Tschechien – auf EUR 35,0 Mrd (EUR 21,4 Mrd). Die Kundenkredite stiegen seit Jahresende auf EUR 211,3 Mrd (+1,7%; EUR 207,8 Mrd). Passivseitig gab es einen Rückgang bei den Einlagen von Kreditinstituten auf EUR 17,5 Mrd (EUR 22,9 Mrd). Die Kundeneinlagen stiegen auf EUR 240,2 Mrd (+3,2%; EUR 232,8 Mrd), insbesondere in Tschechien und Österreich. Das Kredit-Einlagen-Verhältnis belief sich auf 87,9% (89,3%).

AUSBLICK 2024

Auf Basis der guten Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2024 hebt die Erste Group den Ausblick an und geht davon aus, eine Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von über 15% zu erwirtschaften. Dazu werden insbesondere drei Faktoren beitragen: Erstens ein gegenüber 2023 moderat ansteigendes Wirtschaftswachstum in den sieben Kernmärkten (Österreich, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Ungarn, Kroatien und Serbien) trotz anhaltender geopolitischer Risiken, die, sollten sie schlagend werden, wohl negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung haben würden; zweitens ein auch weiterhin großteils positives, wenn auch geringfügig verschlechtertes Risikoumfeld; und schließlich die ungebrochene Fähigkeit der Erste Group, durch laufende Weiterentwicklung ihres Produktportfolios und ihrer Marke neue Kund:innen zu gewinnen und bestehende zu halten. Negativ auf die Zielerreichung können sich Ausmaß und Zeitpunkt der erwarteten Leitzinssenkungen durch die Zentralbanken in allen Märkten auswirken. Insgesamt erwartet die Erste Group nun somit ein im Großen und Ganzen stabiles Betriebsergebnis und damit erneut eine Kosten-Ertrags-Relation von unter 50%.

Ökonomen erwarten für die Kernmärkte der Erste Group 2024 ein verbessertes reales BIP-Wachstum. Der Inflationsdruck sollte 2024 weiter nachlassen. Die anhaltend robusten Arbeitsmärkte sollten die wirtschaftliche Entwicklung in allen Märkten der Erste Group unterstützen. Die Leistungsbilanzsalden sollten in den meisten Ländern auf nachhaltigen Niveaus bleiben, während die Fiskaldefizite den Konsolidierungspfad fortsetzen sollten. Für die am BIP gemessene Staatsverschuldung wird in allen Märkten eine weitgehend stabile Entwicklung prognostiziert. Sie sollte damit deutlich unter dem Durchschnitt der Eurozone bleiben.

Vor diesem wirtschaftlichen Hintergrund plant die Erste Group mit einem Nettokreditwachstum von etwa 5%. Dazu sollte sowohl das Retailgeschäft als auch das Firmenkundengeschäft in allen Märkten beitragen. Es wird erwartet, dass das Kreditwachstum einen Teil der oben genannten negativen Effekte der Zinsentwicklung ausgleichen wird. Auch aufgrund des später als erwarteten ersten Zinssenkungsschritts der EZB sollte der Zinsüberschuss im Vergleich zu 2023 stabil bleiben (statt des ursprünglich erwarteten Rückganges um ca. 3%). Bei der zweiten wichtigen Einkommenskomponente – dem Provisionsüberschuss – wird ein Anstieg von etwa 10% erwartet (statt rund 5%). Wie im Jahr 2023 sollten positive Wachstumsimpulse wieder von Zahlungsverkehr und der Versicherungsvermittlung sowie von der Vermögensverwaltung und dem Wertpapiergeschäft ausgehen, wobei Letzteres von einem konstruktiven Kapitalmarktumfeld abhängig ist. Das Handels- und Fair Value-Ergebnis, das sich 2023 deutlich erholte, wird sich 2024 voraussichtlich auf in der Vergangenheit verzeichnete Werte normalisieren. Dies hängt jedoch wesentlich vom tatsächlichen kurzfristigen und langfristigen Zinsumfeld ab. Die übrigen Einkommenskomponenten sollten im Großen und Ganzen stabil bleiben. Insgesamt wird daher davon ausgegangen, dass die Betriebserträge 2024 – im Vergleich zu der 2023 verzeichneten Rekordmarke – leicht steigen werden. Die Betriebsaufwendungen werden sich voraussichtlich um circa 5% erhöhen, womit die Kosten-Ertrags-Relation ein weiteres Mal auf einem soliden Niveau von unter 50% bleiben sollte.

Auf Grundlage der oben beschriebenen Konjunkturaussichten sollten die Risikokosten 2024 auf niedrigem Niveau verbleiben. Zwar sind genaue Prognosen angesichts der gegenwärtig niedrigen Niveaus schwierig, doch geht die Erste Group nun angesichts der Entwicklungen im ersten Halbjahr davon aus, dass sich die Risikokosten 2024 auf weniger als 20 Basispunkte (zuvor 25 Basispunkte) der durchschnittlichen Bruttokundenkredite belaufen werden.

Während eine Prognose für den sonstigen betrieblichen Erfolg und diverse Kategorien von Gewinnen/Verlusten aus nicht erfolgswirksam zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten schwierig ist, wird in diesem kombinierten Posten 2024 voraussichtlich eine Verbesserung eintreten, sofern es nicht zu wesentlichen Einmaleffekten kommt. Unter Annahme eines effektiven Gruppensteuersatzes von rund 20% und eines gegenüber 2023 gesunkenen Minderheitenergebnisses strebt die Erste Group für 2024 nun eine Eigenkapitalverzinsung von über 15% an. Die CET1-Quote sollte hoch bleiben und damit erhöhte Flexibilität in Bezug auf Aktienrückkäufe, Dividendenauszahlungen und auch M&A-Aktivitäten bieten, selbst nach dem laufenden Aktienrückkauf in Höhe von EUR 500 Mio.

Risikofaktoren für die Prognose inkludieren (geo-)politische und volkswirtschaftliche (etwa auch Auswirkungen von Geld- und Fiskalpolitik) Entwicklungen, regulatorische Maßnahmen sowie Veränderungen im Wettbewerbsumfeld. Internationale (militärische) Konflikte wie der Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten haben keine direkten Auswirkungen auf die Erste Group, da sie nicht in diesen Regionen tätig ist. Indirekte Effekte, wie etwa Volatilität an den Finanzmärkten, Auswirkungen von Sanktionen, Unterbrechungen der Lieferketten oder Eintritt von Einlagensicherungs- oder Abwicklungsfällen, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Erste Group ist zudem nichtfinanziellen und rechtlichen Risiken ausgesetzt, die unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld schlagend werden können. Eine schlechter als erwartete Wirtschaftsentwicklung kann auch eine Goodwill-Abschreibung erforderlich machen.